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„lindwütige Funtionärstypen“

■ IG-Medien-Streit eskaliert / Landeschef greift den Bremer Ortsverein an

Im Streit um den Bezirksvorsitzenden der IG Medien, Dieter Wilhelmi, hat der Landesbezirksvorsitzende Günter Rodewig die nächste Runde eingeläutet. Wie berichtet hatte der Ortsverein Bremen der IG Medien dem hauptamtlichen Funktionär Wilhelmi wegen Unfähigkeit und gewerkschaftsschädigendem Verhalten fast einstimmig zum Rücktritt aufgefordert.

Grundlage dieser Entscheidung war eine 50seitige Dokumentation, erstellt vom Breemer IG Medien- Vorstand. Auf die darin detailliert beschriebenen Versäumnisse Wilhelmis geht der Landesbezirksvorsitzende Rodewig zwar kaum ein, statt dessen antwortet er mit einer wahren Schimpfkanonade gegen den Bremer IG-Medien-Vorsitzenden Kurt Müller. Ein Vorwurf geht auf den Streik 1989 zurück. Damals wollte der Bremer IG Medien-Vorstand Streikaktionen in Oldenburg und Delmenhorst unterstützen. Rodewig: „Hier wird vom Vorsitzenden des Ortsvereins Bremen, Kurt Müller, und seinen Freunden die 'Diktatur des Proletariats' gefordert.“

Denn diese Form der innergewerkschaftlichen Solidarität ist für Rodewig gewerkschaftsschädigendes Verhalten. „Derartige Forderungen der verantwortlichen Bremer Funktionäre hätten eine verheerende innerorganisatorische Folge.“ O-Ton Rodewig über seine Bremer Gewerkschaftskollegen: „politisch blindwütige Funktionärstypen.“ Und: „wirre betriebssyndikalistische Vorstellungen, Machtbessenheit und Intoleranz gegenüber Andersdenkenen zeichnet diese Funktionäre aus.“

In seiner Verteidigung für Wilhelmi, der seit 13 Jahren hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär ist, läßt sich Rodewig auch über die Personalpolitik im mißliebigen Bremer Ortsverband aus. „Personen wurden wie Marionetten hin und her geschoben. Auch dies ist aus dem Lehrbuch des real existierenden Sozialismus bzw. Kommunismus abzulesen.“ Stein des Anstoßes: Der jetzige OV-Vorsitzende Kurt Müller und sein Stellvertreter Horst Nicolai hatten bei den letzten Wahlen die Posten getauscht. Zu dem Begehren der Bremer IG Medien, Dieter Wilhelmi zu entlassen, findet sich hingegen kein Wort. Die Mitgliederversammlung hatte Anfang Oktober eine Frist von fünf Wochen gesetzt. Ansonsten sollten die Kollegen ihre Mitgliedsbeiträge auf ein Sperrkonto einzahlen. hbk

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