: letzte Fragen
(Wie) lässt sich am Winkel der Regentropfen am Abteilfenster die Reisegeschwindigkeit ermitteln? (28. 9.)
Um dies mit Sicherheit beantworten zu können, benötigt man die Windrichtung und die Windgeschwindigkeit und eine Angabe über die Oberflächenbeschaffenheit der Scheibe. Dann könnte man in Abhängigkeit der Tropfengröße eine Reibzahl und die auf den Tropfen einwirkende Wind- und Gewichtskraft bestimmen. Daraus ließe sich durch Anwendung des Kräftesatzes die Geschwindigkeit ermitteln. Wesentlich einfacher ist es, einen Blick auf den Geschwindigkeitsanzeiger zu werfen, dann mit viel Getue den Winkel zu messen und die Mitreisenden mit einer recht genauen Angabe der Geschwindigkeit zu verblüffen.
Janosch Stascheit, Bochum
Zunächst einmal: Wenn der Zug schon fährt, ist es für diese Erörterung zu spät. Denn zuallererst müssen wir wissen, wie schnell der Regen ist. Dazu bewaffnen wir uns vor der Abfahrt mit Zollstock und Stoppuhr und messen die Geschwindigkeit des Regens. Vorausgesetzt, der Regen fällt senkrecht. Sollte dies zutreffen, lässt sich auch die Geschwindigkeit des Zuges errechnen. Klatschen die Tropfen senkrecht an die Scheibe, steht der Zug. Im Winkel von 45° nach hinten ist der Zug genau so schnell wie der Regen, und wenn der Winkel mehr als 90° beträgt, stimmt irgendetwas mit dem Zug nicht – oder mit dem Wetter.
Claus Langbein, Kornwestheim
Warum tragen Angler bevorzugt Tarnkleidung? (5. 10.)
Fische sind stummer, aber nicht blinder als Soldaten und Angler nicht dümmer als Fische (was bei Soldaten nicht sicher ist). Dan Habeck, Rostock
Warum empfinden neunzig Prozent aller Frauen ihren Hintern für zu dick, obwohl das Gegenteil der Fall ist? (5. 10.)
Das ist die moderne Variante der Marienverehrung. Während Frauen früher ein Frauenideal vorgehalten bekamen, das unerreichbar ist, weil eine Frau erst durch die Paarung mit einem Mann zu einer richtigen Frau wurde, während sie gleichzeitig Jungfrau bleiben sollte, soll heutzutage eine Frau mager sein, ohne abgemagert auszusehen. Ebenso unmöglich. Anna X., Berlin
Die Wahrnehmungsstörung gehört zum kulturellen Erbe im nördlichen Europa. Das impliziert auch die männliche Variante der Störung, mit der jeder üppige Frauenhintern sexuell inspirierend und damit „genau richtig“ ist. Verstärkend kommt hinzu, dass der Blick der Frau auf den eigenen Hintern nur akrobatisch zu lösen ist oder mittels eines Spiegels.
In jedem Fall jedoch kommt der Blick aus der Vogelperspektive, die so manches kleiner erscheinen lässt. Da die Frau weiß (siehe kulturelles Erbe), dass es sich um eine optische Täuschung handelt, wird aus der Mücke ein Elefantenhintern.
PS: Zehn Prozent haben gar keinen Hintern, was nicht minder tragisch ist.
Angelika Trappe, Hannover, Betroffene
Das ist eine Frage der Perspektive. Mir ging es als Teenager genauso. Wenn man an sich hinabschaut, schrumpft die vertikale Dimension perspektivisch, entsprechend scheint sich die horizontale relativ dazu zu vergrößern. Die Folge: Man hat eminent dicke Beine und einen echt fetten Arsch – vorausgesetzt, man schaft es, den Kopf so weit zu verdrehen (wozu neunzig Prozent der Frauen offenbar in der Lage sind).
Gerhard Rudolf, Bad Homburg
Mein Hintern ist nicht zu dick! Ich finde mich komplett wunderschön, was mir schon die Kritik einiger Freunde eingetragen hat: Ich sei egozentrisch und nicht in der Lage, auf die Wahrnehmung anderer Rücksicht zu nehmen, sondern kümmere mich nur um meine Selbstwahrnehmung. Aha …
Lara Ferreira e Silva, Köln
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen