leibesübung*innen: Zu viel Flickenteppich
Dem DFB-Team gelingen gegen die Niederlande kaum Lernfortschritte. Nun geht es gegen Österreich
Wenn die DFB-Frauen ihr zweites Nations-League-Spiel gegen Österreich in Nürnberg (Dienstag, 18.15 Uhr, ZDF) bestreiten, ist es für Bundestrainer Christian Wück eine Rückkehr in seine alte Heimat. Bereits am Samstag reiste der Tross an, nachdem das durchwachsene Auftaktspiel gegen die Niederlande (2:2) in Breda mal wieder mehr Fragen als Antworten geliefert hatte. Auch der Bundestrainer tat sich mit einer Einordnung schwer. Es wirkte so, als sei er es leid, nach jedem Länderspiel die alte Leier anzustimmen.
Wück hatte wieder ein Spiel „mit unheimlich vielen Phasen“ gesehen: Wie schon gegen England (4:3), Australien (1:2), die Schweiz (6:0) und Italien (1:2) durchlebten die deutschen Fußballerinnen ein Wechselbad, über das sich auch 2,35 Millionen TV-Zuschauer:innen gewundert haben dürften. Debütantin Rebecca Knaak stand symbolisch für Licht und Schatten: Beim 0:1 von Doppeltorschützin Lineth Beerenstyn (13. und 66.) stellte sich die 28-jährige Abwehrspielerin im Laufduell nicht sonderlich geschickt an, um dann allerdings oft mit Übersicht zu punkten. Nach der Wende durch Lea Schüller (45.+1) und Sjoeke Nüsken (50.) geriet der Ausgleich zum 2:2-Endstand zum Tiefpunkt, weil sich Sarai Linder und Klara Bühl anfängerhaft ausspielen ließen.
Wück sah in dieser Szene sogar ein Kollektivversagen: „Da sind die Mädels viel zu lasch an der Frau. Das sind Lehrmomente, die müssen sie mitnehmen.“ Bei der EM in der Schweiz könnten ähnliche Aussetzer in den Gruppenspielen gegen Polen, Dänemark und Schweden folgenschwer sein. Insgesamt sah das deutsche Spiel wie ein Flickenteppich aus. Auch Kapitänin Giulia Gwinn sparte nicht mit Kritik: „Wir müssen uns defensiv stabilisieren und ankreiden, dass wir offensiv nicht effektiv genug sind.“ Die 25-Jährige ärgerte sich über die vielen „Höhen und Tiefen“.
Es braucht mehr Präzision, Stabilität und Widerstandsfähigkeit. Der frühere Stürmer Wück will vor allem Schüllers Kopfballstärke noch besser nutzen. „Wir haben die Schützinnen und die Kopfballspielerinnen – das muss ein Markenzeichen dieser Mannschaft werden. Wir müssen ein viel größeres Bewusstsein bekommen, damit wir noch präsenter im Sechzehner werden.“ Schüller selbst hat für das Österreichspiel einen ganz einfachen Rat: „Mehr Tore schießen, weniger kassieren.“ Frank Hellmann
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