krise in mosambik: DIE HILFE KAM VIEL ZU SPÄT
Die Bundesregierung möchte gerne helfen. Besonders ihrem Verteidigungsminister und ihrem Außenminister sind humanitäre Interventionen ein großes Anliegen. Leider bedarf die Verlegung einiger Hubschrauber langer Planung, weshalb es seine Zeit braucht, bis sie in einem Land wie Mosambik ankommen. Es ist beruhigend, dass Deutschland derzeit keinen militärischen Angriff fürchten muss. Um die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte scheint es schlecht bestellt zu sein.
Aber es konnte schließlich niemand wissen, was in den Katastrophengebieten gebraucht wurde. Zwar hatte die Regierung in Maputo bereits am 10. Februar um internationale Hilfe gebeten, aber sie wurde nicht direkt beim Auswärtigen Amt vorstellig und hat zunächst auch nur Geld gewollt. Wer hätte da ahnen können, dass Hubschrauber nötig waren? Kaum waren die Bilder von verzweifelten Menschen auf Bäumen und Dächern sowie Kontonummern für Privatspenden ein paar Tage lang auf den Fernsehschirmen zu sehen gewesen, schon versprach Verteidigungsminister Rudolf Scharping, ganz bald ein Erkundungsteam nach Mosambik zu schicken.
Was soll dieses Team eigentlich herausfinden? Dass Ertrinkende schnell gerettet werden müssen? Das wäre eine donnernde Erkenntnis. Nun bedarf eine Hilfsoperation tatsächlich sorgfältiger Kenntnisse der Lage vor Ort. Gutwillige Ahnungslosigkeit richtet oft mehr Schaden als Nutzen an. Aber mit akuter Lebensrettung hat das nichts zu tun – dafür braucht es keinen Untersuchungsbericht. Bitte jetzt keinen Hinweis darauf, dass erst logistische Probleme geklärt sein müssen. Es gibt immer eine federführende Organisation vor Ort. Warum nicht mal telefonieren oder eine E-Mail schicken? Und warum kann ein Erkundungsteam nicht einfach mit einer Linienmaschine fliegen?
Die Besatzungen von sieben südafrikanischen Hubschraubern haben in den letzten Tagen mehr als 12.000 Menschenleben gerettet. Sieben Hubschrauber. 12.000 Gerettete. Unterdessen prüften in Berlin die Verfechter der Menschenrechte die Situation. Die hat sich mittlerweile verändert. Inzwischen sind die meisten Dächer und Bäume leer. BETTINA GAUS
Berichte, SEITE 5
Die Autorin war von 1991 bis 1996 taz-Korrespondentin in Ostafrika
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