piwik no script img

krieg und friedenJetzt erst recht auf die Straße

X ist eine unbekannte Größe. Die Naturwissenschaften haben zu ihrer Ermittlung Formeln gefunden, die durch logisches Vorgehen eine Lösung erbringen. In der Politik hat X mit Logik, geschweige denn Herz, das zeigt uns die Lage am Golf, wahrlich nichts zu tun. Am „Tag X“, so wurde seit Wochen befürchtet, gerinne die geballte Arroganz einer Weltmacht zum schrecklichen Akt eines Angriffskrieges auf die Menschen im Irak.

Kommentarvon ADRIENNE WOLTERSDORF

Keine Formel konnte den Tag X auflösen, keine Diplomatie das verhindern, was viele in Resignation bereits unvermeidbar nannten. Nun also scheint jede Hoffnung dahin: Tag X ist heute, morgen oder übermorgen, und man selbst wird in die Rolle des Zuschauenden zurückgeworfen. Von der Mediendemokratie zur Machtlosigkeit.

Doch muss das wirklich sein? Sind es nicht die Proteste gegen Waffen und Gewalt der letzten drei Jahrzehnte, die unsere heutige Bundesregierung dazu befähigt haben, Nein zu diesem Krieg gegen die Menschen im Irak zu sagen? Unsere Proteste waren nicht immer erfolgreich, aber nie umsonst. Es gibt also keinen Grund, nun resigniert zu Hause vor der Glotze zu sitzen. Im Gegenteil. Angesichts des menschenverachtenden Krieges am Golf gilt es, weiterhin unseren Protest zu artikulieren. Zu demonstrieren, dass wir nicht gewillt sind, die Menschenrechte und Errungenschaften der letzten fünf Jahrzehnte – internationale Organisationen und Rechtsnormen – von egozentrischen Machtinteressen desavouieren zu lassen. Die Gefahr, dass hinterher, nach einem schnellen Krieg ohne blutige Bilder, viele doch ganz zufrieden sind, ist zu groß. Berliner, geht auf die Straße und macht immer wieder klar: Krieg darf nie eine Lösung für das X sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen