kommentar: Das Erwachen kommt noch
Raus aus der Innenstadt und ab ins Grüne! Ein Grund für diesen Trend ist eine Verteuerung auf dem Wohnungsmarkt. Der Senat sieht allerdings keinen Handlungsbedarf.
Es ist nur der Baustein aus einem Mosaik: Entgegen allen Erwartungen gibt es keinen Trend der "Rückkehr in die Stadt". Vielmehr geht die Flucht aus der Innenstadt ins Grüne weiter. Über die Gründe lässt sich trefflich spekulieren, einer aber spielt immer eine Rolle: das Geld. Und da ist es draußen nicht nur grüner, sondern meist auch billiger.
Weitere Beispiele für eine Verteuerung auf dem Berliner Wohnungsmarkt gibt es viele. Ausländische Anleger kaufen nicht nur Häuser, sondern auch Wohnungen - als Geldanlage. Es sind die im Vergleich zu anderen Metropolen immer noch niedrigen Mieten und Grundstückspreise, die ihnen wie ein Versprechen erscheinen: Irgendwann, so lautet es, wird Berlin so teuer wie die anderen, dann wird hier richtig Geld verdient.
Der Senat weiß das alles - und will dennoch nichts davon wissen. Das Mantra, mit dem die Wohnungspolitik seit dem Ende des sozialen Wohnungsbaus hausieren geht, ist auf eine einfache Formel zu bringen: Wegen des hohen Leerstands sind es die Mieter, die den Markt bestimmen. Wohnungsnot? Ach was.
Aktiv wurde die Politik nur da, wo es lukrativ erschien: Am Friedrichswerder wurde Platz geschaffen für Luxuswohnungen für Luxusberliner, und weil das so erfolgreich war, soll es nun kopiert werden - am Humboldthafen, in der Heidestraße, am Spreeufer, am Molkenmarkt. Auch deshalb war der Bürgerentscheid gegen Mediaspree erfolgreich: Fast überall, wo der Senat Stadtentwicklungspolitik betreibt, geht es ums "teure Segment".
Höchste Zeit also, auch die andere Wahrheit zur Kenntnis zu nehmen. Auf Berlin rollt eine neue Teuerungswelle beim Wohnen zu. Nur Instrumente dagegen gibt es so gut wie keine mehr - und wenn, dann kommen sie, wie das Programm soziale Stadt, vom Bund. Wie lange noch?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!