kommentar von Daniél Kretschmarüber das letzte TV-Duell im US-Wahlkampf: Trump bleibt gefährlich
Glückseligkeit – kein anderes Wort kann beschreiben, was Hillary Clinton am Ende der dritten Fernsehdebatte mit Donald Trump ausstrahlte. Es war das letzte Mal, dass sie sich dem unwürdigen Schauspiel aussetzen musste, zur Unterhaltung eines Millionenpublikums eine politische Diskussion mit einem völlig unqualifizierten Kontrahenten zu simulieren.
Dass Trumps unmögliches Auftreten und seine zum Himmel schreiende Inkompetenz es Clinton zum wiederholten Male viel zu leicht machten, lässt sich trotzdem bedauern. Schließlich hatten die weitaus zivilisierteren Debatten der demokratischen Vorwahlen ein Schlaglicht auf Clintons Schwächen geworfen – und diese nicht gleich wieder unter dem nächsten Skandal ihres Gegners begraben. Hillary Clintons politische Vergangenheit bietet genug Stoff für kritische Nachfragen. Ob fragwürdige Spender ihrer Stiftung oder ihre eher aggressive außenpolitische Einstellung, vieles wäre eine Diskussion und eine Abstimmung wert – eine Abstimmung aber, bei der es eine Alternative gäbe.
Denn selbstverständlich ist Donald Trump keine Alternative zu Hillary Clinton. Jeder Fehler der demokratischen Kandidatin verblasst gegen das, was Trump repräsentiert. Clinton mag eine Technokratin sein – aber immerhin würde man nicht erwarten, dass sie den demokratischen Prozess als Ganzes infrage stellt. Genau das tut Trump jedoch immer wieder mit seinem Gerede von manipulierten Wahlen. So bleibt der prägende Moment der Debatte denn auch, dass der republikanische Bewerber um die Präsidentschaft der USA sich auf zweimalige Nachfrage nicht verpflichten wollte, das Wahlergebnis zu akzeptieren.
Dem Narzissten Trump ist es scheinbar unmöglich zu verstehen, dass er anders als durch Betrug um den Sieg gebracht werden könnte. Diese funktional-ambivalente Haltung zum demokratischen Prozess fällt auf einen fruchtbaren Boden, den rechtspopulistische und -radikale Bewegungen mit ihrem Hang zu Verschwörungstheorien seit Jahren bereiten.
Clinton wird die Wahl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gewinnen. Das Geraune um den Betrug jedoch wird weitergetragen werden. Dass neben dieser gefährlichen Ablehnung eines der Grundprinzipien der Demokratie der Wunsch lebt nach einer gesellschaftlichen Vision jenseits nihilistischen Irrsinns und Systemnähe, zeigte die Begeisterung so vieler Demokraten für Bernie Sanders. Diese Vision wird es beim nächsten Mal nicht leichter haben, sich durchzusetzen.
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