kommentar: Benno Schirrmeister über Wissenschaft: Die Wahrheitssenatorin
Zum Glück ist das, was Eva Quante-Brandt bezüglich des March for Science verlautbart, nur unbedacht in die Welt posaunt. Denn würde die Wissenschaftssenatorin ernsthaft glauben, Zeichen gegen die Relativierung wissenschaftlicher Ergebnisse setzen zu sollen, müsste sie aus ihrem Amt entfernt werden: Sie könnte dann nur noch, im Sinne des sozialdemokratischen Versorgungssystems, für Kirchenfragen tätig sein, wo es Platz für Dogmatismus gibt. Mit Wissenschaft aber sollte sie sich nicht mehr befassen.
Denn die permanente Relativierung der Erkenntnis, wogegen sie Zeichen setzen will, ist die Bewegung der Wissenschaft selbst: Die Systematisierung des Zweifels an den eigenen Inhalten treibt diese an; und viel spricht dafür, dass die Sehnsucht nach Gewissheit den neuen Erfolg autoritärer Systeme ausmacht, gegen die am Samstag ForscherInnen demonstrieren.
Wer aber, wie Quante-Brandt, behauptet, Entscheidungen wären durch wissenschaftliche Einsicht bestimmt und geleitet, bewegt sich bereits in antidemokratischem Fahrwasser. Denn dann wäre ja der Streit um sie unnötig und die Entscheidung entpolitisiert. Genau dieser Glaube, aus besserer Einsicht als die BürgerInnen zu handeln, lässt sich, dank Hannah Arendt, als das spezifische Merkmal der tyrannis bestimmen: Als Inbegriff autoritären Denkens.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen