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kanzlerreiseHeld des Symbols

Auf Symbolik versteht sich unser Kanzler: Pünktlich zum 40. Jahrestag des Mauerbaus tourt Gerhard Schröder durch den Osten. Autobahnteilstücke besichtigen, Sommerfeste eröffnen, mit Zollbeamten diskutieren - auch wenn Schröder seinen elftägigen Ausflug gern selbst als „Bildungsreise“ bezeichnet - es geht ihm einzig um ein gutes Bild.

Kommentarvon NICK REIMER

Sicher werden dem Kanzler auch auf seiner zweiten Sommertour Hände entgegenstreckt, Autogramme abverlangt, „Gerhard, weiter so!“ gerufen. Gute Bilder also. Doch solch Erfolg ist trügerisch.

Früher, als die Sommertouren den Ministerpräsidenten Schröder durch sein Niedersachsen führten, trat er auf als ambulanter Handwerker. Der Landesvater sah mal eben nach dem Rechten. Fragte nach, bis das Problem geläufig. „Ich habe verstanden“, pflegte Schröder dann zu sagen, und: „Wir kümmern uns darum“.

Heute gibt Schröder den Bildungsreisenden. Wenn in dieser Woche der mecklenburgische Bauer von seinen Problemen erzählt, wird der Kanzler - so wie im letzten Jahr - beeindruckt sein von „der Lebensleistung der Menchen in den neuen Ländern“. Nicht, dass Schröder in Zwickau den aufgebrachten, weil von Entlassung bedrohten Eisenbahnern aus dem Weg gehen wird. Er wird nur hinterher erklären: „Die Leute erwarten hier einfach zu viel vom Staat“.

Genau deshalb wäre der „ambulante Handwerker“ die bessere Besetzung, wie Stolpe, Vogel, Biedenkopf beweisen. Die Ostdeutschen sind es leid, sich als Ostdeutsche entdecken zu lassen. Gerade weil sich die Probleme so spezifisch ostdeutsch anfühlen, suchen sie ihr Leben so westdeutsch wie möglich einzurichten.

Schröder hat sich die Rolle des ambulanten Handwerkers selbst verbaut. Erinnert sei an die Bundestagsdebatte, in der er sagte, mit der Wirtschaft im Osten klappe es noch nicht so gut, wie hier „bei uns“. Erinnert sei an die kalte Schnoddrigkeit, mit der sein Schröder/Blair-Papier die gerade im Osten so geschätzte soziale Kompetenz der Sozis denunzierte. Erinnert sei an die von Schröder angezettelte Faulenzerdebatte: 1,8 Millionen arbeitssuchenden Ostdeutschen stehen gerade mal 75.000 offene Stellen gegenüber.

Es war sein Statement im Abstiegskampf der Lausitzer Fußballer, das einem Bankrott der eigenen Politik gleichkam: „Wenn die in der Bundesliga bleiben, wäre das so wichtig für diese ökonomisch gebeutelte Region. Der Fußball bringt so viel Power“. Mehr jedenfalls als seine Politik.

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