intelligente nomaden: Wagenburgen und Architekten
„Living in Motion“ heißt derzeit eine Ausstellung im Vitra-Design-Museum, in der es um die Auswirkungen der neuen Mobilität des postmodernen Nomadentums auf das Design unserer Gebrauchskultur geht. Müßig zu erwähnen, dass Klappmöbel dazu ebenso gehören wie „transportierbare“ Architektur.
Kommentar von UWE RADA
Unter den Berliner Architekten hat sich das allerdings noch nicht herumgesprochen. Berliner Architekten sind nämlich unbeweglich wie Dinosaurier. Zumindest die, die sich im Deutschen Architekturzentrum (DAZ) zusammengeschlossen haben. Eine Wagenburg mindere den Grundstückswert des DAZ-Geländes, argumentierten die Dinosaurier-Architekten vor Gericht – und bekamen Recht: Die Wagenburg muss weg. Was den Verstand der Kläger minderte, stand nicht zur Verhandlung.
Nun mag man einwenden, in Zeiten des Nomadentums sei es das Schicksal einer Wagenburg, wegzumüssen. Richtig. Um aber auch die Architektenschaft daran zu erinnern, dass es Dinosaurier nur noch im Naturkundemuseum gibt, muss die Wagenburg bleiben. Der Vorschlag, anhand des Schwarzen Kanals die Wechselwirkung von Architektur und Mobilität zu untersuchen, weist daher in die richtige Richtung. Nicht nur, weil es unter den Wagenburglern auch Architekten gibt.
Vielleicht führt die Studie ja auch zu dem Ergebnis, dass im DAZ gar keine Dinosaurier sitzen, sondern sensible Zeitgenossen, die nichts mehr fürchten, als im Falle einer Pleite ihr Büro im Wohnwagen eröffnen zu müssen. Warum nicht, sagen wir da nur, form follows function.
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