: historisches
Der gerechte Krieg
Die Frage, ob und wann ein Krieg moralisch gerechtfertigt ist, bewegt die Kirchen seit fast zweitausend Jahren. Die frühen Christen im 1. und 2. Jahrhundert lehnten Krieg und Kriegsdienst ab und betrachteten Krieg und Mord als austauschbare Begriffe. Diese Ablehnung von Gewalt hielt jedoch nur so lange an, bis sich die politische Situation der Christen änderte.
Mit der Gewährung der Religionsfreiheit durch Kaiser Konstantin (306–337) verschwand die pazifistische Einstellung. Ambrosius (gest. 379), Augustinus (354–430) und Thomas von Aquin (1225–1274) bildeten die Lehre vom gerechten Krieg aus, die vor allem im Mittelalter prägend war. Gerecht ist ein Krieg demnach nur, wenn er als letztes Mittel der Politik zur Wahrung verletzten Rechtes angewandt wird. Er darf nur als Verteidigungskrieg geführt werden. Ziel des Krieges muss die Wiederherstellung der Rechtsordnung sein, zudem muss er völkerrechtlich erlaubt sein. Nur der Staat darf den gerechten Krieg führen, die Zivilbevölkerung soll nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.
Obwohl im Mittelalter entwickelt, bemühten Theologen die Theorie des gerechten Krieges bis zu den neuzeitlichen Kriegen immer wieder. Nach Ende des Kalten Krieges diskutierten beide großen Kirchen sie vor allem unter dem Eindruck der Einsätze in Exjugoslawien. Eine einhellige Meinung gibt es allerdings auch unter den Kirchenrechtlern nicht. Denn wenn sich auch keiner mehr der mittelalterlichen Definition des gerechten Krieges bedient, stimmen sie doch in der Position überein, dass es Fälle gibt, in denen „das Böse“ nur noch durch einen Krieg beseitigt werden kann. ANN
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