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Die politischen Ziele der widerspenstigen Berber
Ob Römer, Türken oder Franzosen – alle Kolonialherren Nordafrikas bekamen es mit den widerspenstigen Berbern zu tun. Auch im algerischen Unabhängigkeitskrieg (1954–1962) spielte die Kabylei eine große Rolle. In keiner Region starben so viele Menschen wie in den Bergen zwischen Tizi Ouzou und Béjaïa, in denen sechs Millionen der insgesamt acht Millionen algerischen Berber leben.
Nach der Unabhängigkeit boten die Kabylen auch den neuen Machthabern in Algier die Stirn. Sie wollten eine moderne, laizistische Republik und vor allem ein Mehrparteiensystem. Der bewaffnete Aufstand unter Führung der Front der Sozialistischen Kräfte (FFS) wurde 1963 blutig niedergeschlagen. Den rebellischen Geist konnte Algeriens Armee jedoch nicht brechen. 1980, im „Berberfrühling“, erstritten sich die Kabylen das Recht auf eigene Kultur und Sprache.
Als das Einparteiensystem 1988 nach Jugendunruhen zusammenbrach, war die Kabylei wieder ganz vorn mit dabei. Zehn Jahre später, als der Berberbarde und wohl bekannteste algerische Protestsänger Lounes Matoub unter bis heute ungeklärten Umständen ermordet wurde, kam es zu ähnlichen Ausschreitungen wie zur Zeit. „Wir geben nicht auf!“ bekunden die Jugendlichen. Seit dem Tod eines Gymnasiasten durch Polizeikugeln am 18. April gehen sie Tag für Tag auf die Straße, um die alten Machthaber, die trotz Mehrparteiensystem noch immer die Fäden ziehen und sich bereichern, endgültig zu stürzen.
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