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heute in hamburg„Atomwaffen zielen auf Städte“

Digitale Festveranstaltung zum heutigen Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrags von IPPNW: unter anderem mit Rednerin Katharina Fegebank (Grüne), 15 Uhr, https://bit.ly/2LQquG4

Interview Hagen Gersie

taz: Frau Rippel-Lau, warum engagieren Sie sich ehrenamtlich gegen Atomwaffen?

Ute Rippel-Lau: Das geht eine sehr lange Zeit zurück. Ich habe damals als Jugendliche „Sadako will leben“ gelesen. Das kam in den 60er-Jahren raus. Es ist die Geschichte eines Mädchens, das den Atombombenangriff von Hiroshima überlebt hat, aber dann an Leukämie erkrankt ist. Das habe ich gelesen und es hat mich überzeugt, dass Atomwaffen verboten werden sollten.

Fühlen Sie sich manchmal, als würden Sie allein gegen die großen Atommächte kämpfen?

Ich fühle mich zum Glück nicht alleine, sondern in guter Gesellschaft. Einer Greenpeace-Umfrage von 2020 zufolge stimmen 92 Prozent der Bundesbürger für einen Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag. Ich fühle mich also eigentlich in der Mehrheit.

Heute kommen Sie Ihrem Ziel ein Stück näher. Was bedeutet das heutige Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrags?

Die Atomwaffen sind das einzige Massenvernichtungsmittel, was bisher nicht verboten wurde, obwohl 1996 schon einmal ein Urteil des Internationalen Gerichtshofs gesagt hat, das ist mit dem Völkerrecht nicht zu vereinbaren, weil es unterschiedslos Zivilisten trifft. Der Vertrag ist insofern ein Novum, weil er diese Waffenart kategorisch verbietet.

Aber werden zum Beispiel Chemiewaffen nicht trotz Verbots eingesetzt? Warum sollte das bei Atomwaffen anders sein?

Na ja, als es zum Beispiel in Syrien den Verdacht gab, dass Chemiewaffen eingesetzt wurden, war es ein großer Tabubruch. Kein Land würde von sich aus sagen, wir setzen Chemiewaffen ein. Das ist delegitimiert. Wir erhoffen uns auch für die Atomwaffen, dass durch ein Verbot ein gewisses Tabu aufgebaut wird.

Kein Land, das Atomwaffen besitzt, hat jedoch bislang den Vertrag ratifiziert. Gibt es dann wirklich ein Tabu?

Von der moralischen Delegitimierung mal abgesehen, hat der Vertrag den Vorteil des Divestments. Das heißt, die Länder, die unterzeichnet haben – das sind in Europa Malta, Irland und Österreich –, arbeiten nicht mehr mit Firmen zusammen, die irgendetwas mit Atomwaffen zu tun haben. Das wird also notgedrungen Einfluss haben, weil sich natürlich die großen Firmen überlegen werden, ob sie in dem Feld tätig sein wollen. Die müssen da an ihre Absatzmärkte denken. Sie können dann nicht mehr mit allen Ländern Verträge abschließen. Das wird sich schon allein wirtschaftlich auswirken. Jedes Land, das dem Vertrag beitritt, trägt also etwas zum Gelingen des Verbots bei.

Was sind denn die Strategien Ihrer Gruppen, um Ihre Ziele zu erreichen? Stehen Sie in Hamburg auf der Straße und verteilen Flyer?

Die Bevölkerung müssen wir ja gar nicht so überzeugen, da laufen wir häufig offene Türen ein. Wen wir mehr überzeugen müssen, ist die Politik. Unsere Strategie ist jetzt eigentlich, vermehrt mit Politikern zu diskutieren. Das haben wir ja sehr erfolgreich gemacht mit dem ­Städteappell und mit dem Bürgerschaftsbeschluss im Februar 2020, dem sich alle Parteien bis auf die AfD, die dagegen gestimmt hat, und die FDP, die sich enthalten hat, angeschlossen haben.

Was bringt dann bei solch einem großen Thema lokaler Aktivismus?

privat

Ute Rippel-Lau

66, Fachärztin für Allgemeinmedizin. Sie ist seit 1983 Mitglied von „Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW)“.

Dazu muss man sagen, dass Atomwaffen eine besondere Bedrohung für Städte und bewohnte Gebiete darstellen. Wenn Sie sich mal die Strategien angucken, dann sind alle Atomwaffen auf Städte gerichtet. Es geht darum, die Infrastruktur zu zerstören und so viele Menschen wie möglich, letztendlich. Deswegen sagen wir, als Bürger von Städten haben wir ein Recht, etwas dazu zu sagen. Wir handeln da nach dem Prinzip „think globally, act locally“.

Was sind Ihre nächsten Schritte?

Wir versuchen natürlich vor der Bundestagswahl, möglichst viele Hamburger Bundestagsabgeordnete aufzusuchen und sie davon zu überzeugen, dass sie sich eindeutig bekennen sollten zu einem Vertragsbeitritt von Deutschland.

Hatten Sie bislang Erfolg?

Steter Tropfen höhlt den Stein.

ausland 10

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