heute in hamburg: „Eine Katastrophe für die Szene“
Produzentenfestival „blurred edges“: 15. 10. bis 29. 10., an verschiedenen Orten in Hamburg, 45 Euro
Interview Lissy Malethan
taz: Herr Maierhof, bei aktueller Musik geht es ums Ausprobieren und Experimentieren. Half das in der Pandemie?
Michael Meierhof: Die Proben und Zusammenarbeiten waren leider vollkommen lahmgelegt in der Zeit. Insofern gab es nur die Möglichkeit, sich mal zurückzuziehen und für sich zu arbeiten. Dadurch kann aber auch ein komisches Einzelkämpfertum entstehen. In der aktuellen Musik ist das Zusammenarbeiten und das soziale Umfeld wichtig: zusammen auszuprobieren, zusammen zu proben. Der Austausch fand nicht statt. Für die ganze Szene war das eine Katastrophe.
Kann die, während der Pandemie entstandene, Lücke wieder geschlossen werden?
Ich glaube, die Lücke wird bleiben. Ich weiß nicht, ob es einen kreativen Schub gibt danach, oder einen Gruppentod, von Bands, die nicht mehr überleben können.
Schlägt sich die Erfahrung der Pandemie im Programm des „blurred edges“-Festivals nieder?
Ja, die Künstler*innen reagieren sehr schnell und sehr direkt. Bei uns geht das, weil die Arbeitswege kurz sind. Wir haben keinen langen Vorlauf in Produktionszeiten. Es gibt mehrere Konzerte, die sich mit dieser unsicheren Situation beschäftigen. Ein anderer Schwerpunkt ist auch die Auseinandersetzung mit dem Digitalen. Einen Abend geht es um synthetische Stimmen und wie deren Klang die Kommunikation der Menschen verändert.
Das Festival wird von der freien Szene organisiert. Gab es Probleme, etwa bei der Förderung?
Nicht wirklich. Eigentlich findet das Festival von Mai bis Juni statt. Wir haben es auf Oktober verschieben müssen. Die Einnahmen kann man zwar vergessen, weil es wahrscheinlich keinen Ort geben wird, wo mehr als 35 Leute rein können, aber wir haben Unterstützung von der Kulturbehörde und der Kulturstiftung bekommen. Die waren sehr offen und haben das Problem sofort verstanden. Hamburg tut sich ja immer schwer, die freie Kulturszene angemessen zu fördern. Aber wenn es bestimmte Probleme gibt, wie Corona, geht es schnell. Mittlerweile haben wir einen Status, sodass wir jährlich gefördert werden. Trotzdem ist es nach zwanzig Jahren immer noch ein Kampf.
Sie selbst stellen Ihre „Home Opera“ vor. Worum geht es da?
Es geht um die Gefahren des Smart-Home-Computers, der langsam das Haus einer Frau in Beschlag nimmt und sie in Bedrängnis bringt.
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