heute in hamburg: „Gauland ist der lauteste Tabubrecher der AfD“
Interview Andreas Speit
Ist AfD-Bundessprecher Alexander Gauland bloß ein gekränkter Mann, den eine gescheiterte CDU-Karriere antreibt?
Felix Krebs: In der AfD spielt Gauland die zentrale Rolle. Seine großbürgerliche Herkunft und sein konservativer Hintergrund ermöglichten ihm, sich in der Öffentlichkeit und in der Partei immer wieder als moderat zu inszenieren. Ihm ist es gelungen, alle Strömungen in der Partei zusammenzuhalten.
Haben Medien und Politik ihn verkannt?
Ja, viel zu spät wurde das enge Verhältnis von Gauland zu seinen Freund Björn Höcke wahr- und ernst genommen. Gauland ist schon lange nicht mehr bloß konservativ. Schon zu CDU-Zeiten stand er am rechten Rand der Union. In der AfD hat er von Anbeginn Höcke unterstützt und geschützt. Geändert hat sich nur, dass auch Gauland selbst immer deutlicher wurde.
Woran machen Sie das fest?
Bereits im Juni 2016 hatte er zur Identitären Bewegung gesagt, dass die alle zu ihnen kommen könnten. Er hat damit den Unvereinbarkeitsbeschluss gebrochen. Im Wahlkampf 2017 forderte er die Entsorgung der SPD-Staatsministerin Aydan Ösoğuz in Anatolien – wohl wissend, dass Frau Ösoğuz in Hamburg geboren ist. Mit seiner Bezeichnung des Nationalsozialismus als Vogelschiss der Geschichte ist er zum lautesten Tabubrecher seiner Partei geworden.
Die Hamburger Bürgerschaftsfraktion, die Gauland jetzt eingeladen hat, versteht sich als moderater …
Gegenkundgebung:
18 Uhr, Rathaus, Mönckebergstraße, Ecke Große Johannisstraße und Rathausstraße
…eine Scheinbehauptung. Mit Beginn der Debatte um eine Beobachtung der AfD durch die Geheimdienste wollen jetzt auch die Hamburger zurückhaltender erscheinen. Die Anfeindungen des politischen Gegners und die Anwürfe gegen muslimisch Gläubige widerlegen das vermeintliche Selbstbild. Die Hamburger AfD ist mit der gesamten Partei weiter nach rechts gerückt. Der Austritt des letzten Feigenblattes Jörn Kruse aus der Fraktion und Partei, wegen der Zusammenarbeit seiner Ex-Partei mit Rechten und Rechtsradikalen – O-Ton Kruse – hat ihre Ausrichtung doch offenbart.
Die Veranstaltungen in der Bürgerschaft sind immer gut besucht. Spiegeln sie die Stimmung in der Stadt wider?
Wir wissen, dass die AfD für die „Fraktion im Dialog“ in allen umliegenden Bundesländern wirbt. Die etwa zwei bis 300 Gäste kommen auch aus Niedersachsen oder Mecklenburg-Vorpommern. Wir glauben aber auch, dass der Zulauf ins Rathaus da ist, weil die AfD in der Hansestadt für öffentliche Veranstaltungen sonst keine Räume findet.
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