heute in hamburg: „Sexismus ist ein Produkt des Kapitalismus“
Mia Kaminski, 29, hat festgestellt, dass Konsumentscheidungen die Welt nicht so stark verändern, wie sie gehofft hat.
Interview Caren Miesenberger
taz: Frau Kaminski, ist Klimagerechtigkeit nicht ein Thema weißer Männer?
Mia Kaminski: Nein. Gerade nicht, weil die Menschen, die Klimawandel verursachen, ganz oft weiße Männer sind. Viele männlich konnotierte Verhaltensweisen schaden dem Klima. Dazu zählen Fleisch essen oder Autofahren. Außerdem sind die Menschen, die globale, klimapolitische Entscheidungen treffen, oft weiße, alte Männer. Natürlich trifft der Klimawandel auch die. Aber im Verhältnis weniger als andere Personen, die wiederum bei offiziellen Verhandlungen kaum vertreten sind. Es gibt ein Machtgefälle, das wir mit unserer Veranstaltung angehen wollen.
Was ist die Idee dahinter?
Es ist der Auftakt einer kleinen Serie, die Bewegungen miteinander verbinden soll. Wir beginnen mit Feminismus. Im Februar gibt es noch eine Veranstaltung zu Klimagerechtigkeit und Klassismus, danach zu Rassismus. Wir wollen mehr Wissen in die Bewegung reingeben und diese Isolation aufbrechen.
Weshalb ist Klimagerechtigkeit ein Geschlechterthema?
Dazu gab es kürzlich einen Artikel in der taz, von Gender CC – Frauen für Klimagerechtigkeit. Die haben gesagt: Geschlechtergerechte Verkehrspolitik ist wichtig, weil Frauen diversere Wege zurücklegen. Männer fahren zum Beispiel eher mit dem Auto, dementsprechend ist die Verkehrspolitik darauf ausgelegt. Hier zeigt sich, dass eine geschlechtergerechte Verkehrspolitik auch eine klimagerechtere wäre.
Sollte die feministische Bewegung in Deutschland sich mehr mit Klimafragen beschäftigen?
„Bagger und Macker blockieren: Was hat Gender- mit Klimagerechtigkeit zu tun?“: 19 Uhr, „Linker Laden“, Kleiner Schäferkamp 46
Wichtig ist, dass die Klimabewegung sich mehr mit Feminismus beschäftigt, aber da passiert schon einiges. Es geht darum anzuerkennen, dass sowohl die Klimazerstörung als auch andere Unterdrückungsmechanismen wie Rassismus und Sexismus ein Produkt des Kapitalismus sind. Und der ist eng verknüpft mit patriarchalen Strukturen und Normen. Die müssen auch in der Bewegung überwunden werden: Wie geht man mit weißen Privilegien um? Mit kultureller Aneignung?
Gehören Männer raus aus der Klimabewegung?
Auf gar keinen Fall. Aber sie sollten sich überlegen, wie sie gute Verbündete sein können im Kampf gegen das Patriarchat. Es trifft ja auch Männer und viele arbeiten daran, dies aufzulösen.
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