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heute in hamburg„Früher waren Performer schlurfige Typen“

Rasmus Gerlach, 55, ist Filmemacher und Mitbegründer des dritten Futur-Festivals für Performance und Film.

Interview Philipp Effenberger

taz: Herr Gerlach, warum haben Sie für Ihr Festival ausschließlich Veranstaltungsorte in der Schanze gewählt?

Rasmus Gerlach: Weil die politische Live-Performance auf dem Schulterblatt geboren wurde. Diese Protestform gehört hier zur Stadtteilkultur, genauso wie Graffiti und andere Urban-Arts. Vor allem seit G20 ist die künstlerische Protestform vielfältiger geworden. Wir sind im Prinzip ein Schulterblatt-Festival und der Verein Standpunkt Schanze unterstützt uns dabei. Besonders hervorheben möchte ich die Performance einer Hamburger Roma-Familie. Nach 40 Jahren in der Stadt wurden einige Familienmitglieder dieses Jahr abgeschoben, womit die Familie gerade ziemlich zu kämpfen hat. Hierfür wollen wir Öffentlichkeit generieren.

Was bringt politische Aktionskunst überhaupt?

Sie kann Gefühle wecken. Wenn man auf einer Demonstration verzweifelt oder eingekesselt ist oder von der Polizei niedergemacht wird, kann ein Blasorchester wie das Schwabinggrad-Ballett oder der Megafon-Chor einen daran erinnern, dass die Menschheit nicht gleich untergeht. Die Einschüchterungsversuche der Polizei in ihren Uniformen und mit den ganzen Gerätschaften sind im Grunde ja auch schon eine Art Performance.

Was genau ist alles Performance?

Filmvorstellung, Performance und Diskussion: Futur-Festival für Performance und Film, 16. bis 18. November, Beginn heute um 17 Uhr, Schanzen-Kino 73, Schulterblatt 73, 2. Etage

Das ist vielfältig. Der erfolgreichste Performer in Deutschland ist wohl Günter Wallraff, der sich gern in andere Figuren verwandelt. Dann gibt es Performer, die man von Demonstrationen kennt: In Hamburg sind die Aktionsgruppen Schwabinggrad-Ballett und der Megafon-Chor bekannt. Und dann gibt es die klassischen Performer, die eine Art Live-Act in eine Kunstausstellung tragen. Das schwankt oft zwischen Unterhaltung für das Publikum und dem Beschimpfen des Publikums.

Hat sich die Performance-Szene in Hamburg in den letzten Jahren verändert?

Sie ist akademischer geworden. Früher waren Performer eher so schlurfige Typen. Heute sind sie hochgradig ehrgeizig und konkurrieren um die Fördertöpfe. Da ist ein anderer Stil reingekommen. Gleichzeitig hat sich das Niveau der Performances aber auch erhöht. Das tut der Kunst gut – den Performern selbst vielleicht nicht so. Die wirken alle total gestresst. Man wünscht sich, dass sie lockerer werden.

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