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heute in hamburg„Am Ende kann man uns umarmen“

Foto: Maren Kaschner

Anselm Neft, 45, ist Romanautor, Satiriker, Publizist und Mitglied im "Liebe für alle"-Ensemble.

Interview: Yasemin Fusco

taz: Wissen Sie schon, was Sie heute lesen werden, Herr Neft?

Anselm Neft: Nein, ich weiß es noch nicht. Ich schreibe gerade an einem Text mit dem Titel „Lob des Mittelmaßes“. Unser Stargast des Abends ist der Hamburger Autor und Literaturveranstalter Alexander Posch. Er wird skurrile Geschichten zum Besten geben. Sicher auch aus seinem Alltag in Rahlstedt. Ensemble-Mitglied Ella Carina Werner ist Redakteurin bei TITANIC. Vermutlich bringt sie eine oder zwei Satiren mit.

Warum der Titel „Liebe für alle“?

Das ist natürlich ein vielschichtig zu interpretierender Titel und deswegen fanden wir das gut. Er löst Gefühle aus, die von utopischen Wünschen bis zum Widerwillen reichen. Der Titel erzeugt eine Spannung zwischen Ideal und Wirklichkeit, wie das bei Satire üblich ist.

Wie ist Ihr Ensemble zustande gekommen?

Ich habe früher mit Ella Carina Werner eine Literaturzeitschrift herausgegeben, als ich noch in Bonn gelebt habe. Wir haben uns vorgenommen, falls ich nach Hamburg ziehe, gemeinsam eine Lesebühne zu gründen. Die Idee war, zwei weitere Mitglieder mit unterschiedlichen Schwerpunkten ins Boot zu holen. Das wurden Piero Masztalerz mit Cartoon und Comedy auf der einen und Katrin Seddig mit preisgekrönter Literatur auf der anderen Seite. Ich finde, dass durch diese Unterschiede der Zuschauer dann weniger zum reinen Konsumenten wird, der schon vorher weiß, wie er zu rezipieren hat.

Werden da Erwartungen der Zuschauer gebrochen?

Es ergibt sich zwangsläufig, dass man mit Komik, die nicht ganz flach ist, Gegebenheiten kritisiert. Und auch die diesen Gegebenheiten zugrunde liegenden Erwartungen. Wir haben aber auch Liebesgeschichten im Programm, die Erwartungen auf andere Weise durchkreuzen.

Lesung: Liebe für alle, Vol. 29, 20.30 Uhr, Club Grüner Jäger, Neuer Pferdemarkt 36

Beziehen Sie das Publikum ein?

Wir kommentieren uns schon mal gegenseitig und rufen irgendetwas rein, und einzelne Zuschauerinnen machen das dann auch. Wir singen auch zusammen und am Ende des Abends kann man uns umarmen. Liebe für alle eben.

Was ist der Unterschied Ihrer Lesung zum Poetry Slam?

Bei uns gibt es keinen Wettbewerb, das Ensemble steht im Vordergrund. Außerdem sind wir älter als viele Slammer und die Mehrheit des Hamburger Slampublikums. Wir versuchen, mit unserem Publikum in Würde zu altern.

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