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heute in hamburg„Wichtig für das Ökosystem“

Bienensterben Jeder Einzelne kann auf dem Balkon dazu beitragen, das Bienensterben aufzuhalten

Thomas Krieger

55, ist Vorstandsmitglied des Imkerverbands Hamburg e.V und setzt sich in dieser Funktion gegen das Bienensterben ein.

taz: Herr Krieger, warum ist das Bienensterben ein Problem für das Ökosystem?

Thomas Krieger: Die Bienen übernehmen eine sehr wichtige Aufgabe im Ökosystem. Sie sind für über 80 Prozent der Bestäubungen verantwortlich. Ohne die Bienen könnte die Landwirtschaft nicht funktionieren. Vor allem der Obstanbau ist auf die Unterstützung der Bienen angewiesen. Das Wegbleiben der Bienen sorgt für schlechte Ernten. Wir Endverbraucher bekommen das insofern zu spüren, als dass der Apfel plötzlich nicht mehr so groß und rund ist.

Wer oder was ist denn für das Bienensterben verantwortlich?

Die intensiv betriebene Landwirtschaft nutzt Pestizide, die den Bienen schaden. Außerdem geht viel Fläche für die Bienen durch die von der Landwirtschaft betriebenen Monokulturen verloren. Die ganzen Maisfelder sind zum Beispiel unattraktiv für Bienen. Da haben sie dann nicht mehr genügend Fläche, um den notwendigen Nektar herzustellen.

Ist das Bienensterben noch aufzuhalten?

Ja, ich denke schon. Zwar verlieren wir im Winter durch die Varroamilbe – einen Parasiten, der den Bienen schadet – jeden Winter bis zu 20 Prozent aller Bienenvölker bundesweit. Aber in der neuen Saison kommen wieder neue Völker hinzu. Seit 2013 steigt die Anzahl an Bienenvölkern wieder. Waren es damals noch etwa 650.000, sind es mittlerweile wieder mehr als 720.000 Völker.

Also ist das Bienensterben gar nicht so dramatisch?

Ich bin da sehr vorsichtig. Es stimmt, dass das Bienensterben immer als sehr dramatisch dargestellt wird. Man muss aber unterscheiden zwischen den Bienen, die in den Städten leben, und denen, die auf dem Flächenland leben. In den Städten gibt es keine großen Probleme, denn mittlerweile ist ein regelrechter Hype ausgebrochen: Viele Menschen wollen plötzlich ihre eigenen Bienen halten.

Was kann der Einzelne denn tun, um das Bienensterben aufzuhalten?

Wir raten dazu, auf dem Balkon oder im eigenen Garten bienenfreundliche Pflanzen zu säen. Die Biene braucht Blühpflanzen oder generell Pflanzen mit offenen Blüten, um Nektar produzieren zu können. Auch Sträucher sind geeignet. Die Imkervereine in den Stadtteilen Hamburgs organisieren auch immer viele Informationsveranstaltungen zu diesem Thema.

Infoveranstaltung mit Diskussion: 17:30 Uhr, Hof Ramcke, Reichsbahnstraße 10

Interview Leon Kirschgens

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