heute in hamburg: „Für die Position einstehen“
WorkshopBeim Sommerfestival auf Kampnagel können SchülerInnen friedlich protestieren lernen
34, Mitarbeiterin bei Kampnagel in der Abteilung Dramaturgie. Sie ist für die Organisation des Workshops zuständig.
taz: Frau Teuwen, wogegen sollen Kinder protestieren?
Anna Teuwen: Wogegen man protestiert, sollte jedem selbst überlassen sein. Bei unserem Workshop geht es nicht in erster Linie um politischen Protest, sondern auch um alltägliche Situationen. Auch in der Schule kann es schwierig sein, seine Meinung über den Klassenraum hinaus zu vertreten. Deshalb machen wir einen Workshop, der sich mit ganz unterschiedlichen Möglichkeiten des Protestes befasst.
Was können Kinder dabei lernen?
Es geht darum, zu zeigen, dass Proteste auch kreativ sein können, und dass es sich lohnt, zu den Dingen, die einen umgeben, Stellung zu beziehen. Zu manchen Themen müssen sich die Kinder vielleicht erst eine Meinung bilden. Dann brauchen sie genug Selbstbewusstsein, um für ihre Position einzustehen. Außerdem lernen sie Strategien kennen, damit dies auch konstruktiv und friedlich bleibt. Es gibt viele kreative Arten von Protest, wie zum Beispiel durch Plakate oder Slogans auf den T-Shirts. Es geht auch um Dinge wie Körperhaltung und Auftritt.
Der Protest soll friedlich sein, kann man so wirklich etwas verändern?
Definitiv ja. Es wird aber sicher auch interessant zu erfahren, was die Kinder selbst erzählen. Protest im Sinne unseres Workshops kann ja auch zu neuen, überraschenden Strategien führen, zu Hause Wünsche zu artikulieren.
Wie ist die Idee für den Workshop entstanden?
Das Konzept für das Camp haben die drei Workshopleiterinnen im Vorfeld von G20 entwickelt, als bereits klar war, dass Proteste wenig erwünscht sind. Daher kam die Idee, sich mit neuen Formen des friedlichen Protests auseinanderzusetzen und auch Kinder dafür zu sensibilisieren, wie man Meinungen öffentlich äußern kann – und mit welcher Wirkung. Angesichts der Geschehnisse hat der Titel „Protestcamp“ nun leider einen bitteren Beigeschmack bekommen.
Was ist der Unterschied zwischen gutem und schlechtem Protest?
Schlecht ist immer, wenn einem niemand zuhört. So etwas kann leicht passieren, wenn etwa das Protestieren an sich lauter ist als das, was man sagen will. Das konnte man bei G20 gut beobachten. In der Berichterstattung ist total in den Hintergrund gerückt, wogegen eigentlich protestiert wurde. Bei einem guten Protest sollte es vor allem um die Inhalte gehen. Angemessene Resonanz gibt es oft, wenn der Inhalt sich auch in der Form des Protestes ausdrückt.
Interview: Lisa Koenig
„Protest-Camp für Schüler“: bis 18. 8., von 11 bis 16 Uhr auf Kampnagel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen