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heute in hamburg„Es geht nur um Zeit“

Geld Europäische Netzwerk diskutiert über bedingungslose Grundeinkommen für alle

Foto: Stephan Handtam
Werner Rätz

64, arbeitet als freiberuflicher Referent und hat die Gruppe „Genug für alle“ im Netzwerk Attac gegründet.

taz: Herr Rätz, würden Sie weiter arbeiten, wenn Sie ein bedingungslose Grundeinkommen bekämen?

Werner Rätz: Ja, klar. Ich engagiere mich schon fast Vollzeit für Attac Deutschland, ohne Geld dafür zu bekommen. Wenn ich das Recht auf ein bedingungslose Grundeinkommen hätte, würde ich meine Arbeit weiter machen. Ich würde aber aufhören, für geringe Belohnungen hin und her fahren, um kleine Vorträge zu halten.

Wie soll das funktionieren?

Es wäre eine staatliche Geldzahlung, die zur Sicherung des Existenzminimums und zur gesellschaftlichen Teilhabe ausreicht. Die würde an alle, die in Europa leben, ohne Bedingungen oder Nachweis der Bedürftigkeit, ausgezahlt.

Warum nur in Europa?

Es kann nicht gleichzeitig in allen Länder in gleichem Maß eingeführt werden, aber die ganze Europäische Union sollte sich darum kümmern. Man kann nur so eine Zukunft aufbauen, ohne Angst und ohne Zerstörung der Umwelt.

Was hat das Grundeinkommen denn mit der Umweltschutz zu tun?

Es geht zusammen mit der Wachstumskritik. Es ist heutzutage klar und deutlich, dass ein endloses Wachstum dieser kapitalistischen Welt einfach unmöglich ist – das ist gefährlich für die Umwelt und die Menschen.

Die EU-Kommission hat bereits eine Bürgerinitiative zum diesem Thema abgelehnt. Hat die Idee überhaupt eine Chance?

Ja, vielleicht wird es in den nächsten zwei, drei, Jahrzehnten passieren. Da bin ich mir sicher, die Debatte dazu ist etabliert. Es geht nur um die Zeit.

Wie weit ist die Debatte in Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern?

Eigentlich schon ziemlich weit, so wie generell in Nordeuropa. In diesem Bereich liefert die Schweiz das Vorbild. In der Tat werden die Schweizerinnen am 5. Juni entscheiden, ob sie das bedingungslose Grundeinkommen in der Verfassung aufnehmen. Es ist das erste Mal, das es so weit kommt.

Werden Sie darüber auch heute bei Ihrem Vortrag sprechen?

Wir werden über das Grundeinkommen, aber auch über andere Themen diskutieren. Zum Beispiel über Demokratie, soziale Sicherheit und eine solidarische Ökonomie. Und jeder Teilnehmer kann dazu selber Beiträge vorschlagen.

Interview: ANNA DOTTI

Europäische Konferenz „Bedingungsloses Grundeinkommen und Degrowth“: Eröffnungsveranstaltung, 19 Uhr, Katholische Akademie, Herrengraben 4

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