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Archiv-Artikel

heute in bremen „Die Blockflöte wird unterschätzt“

Ein internationales Blockflötenfestival will zeigen, was in dem Instrument steckt

Von eib

taz: Frau von Haußen, werden Sie eigentlich als Musikerin ernst genommen?

Lilian von Haußen, Blockflötistin, Komponistin und Pädagogin: Ja. Obwohl natürlich immer diese Fragen kommen: „Ach, das kann man studieren?“ und viele die Blockflöte für ein reines Schulinstrument halten.

Ist sie das nicht?

Es wird oft gesagt, sie sei ein gutes Instrument, um Noten lesen zu lernen. Dabei ist sie dafür eher ungeeignet, weil die Griffe ja relativ kompliziert sind. Anders beim Klavier: Da gibt es für jeden Ton eine Note. Sie eignet sich wiederum gut dafür, um in eine Klangsprache hinein zu finden, weil die Musik mit dem Atem erzeugt wird.

Ein Vorurteil lautet: Wer nach der Blockflöte kein „ordentliches Instrument“ lernt, ist stehen geblieben.

Diese Leute denken, dass man die Liedchen auf der Blockflöte doch nach einem Jahr spielen kann. Das stimmt. Aber um sie als vollwertiges Instrument spielen zu können, braucht es eben eine lange Ausbildung und Atemschulung. Dann erst ist man auch in der Lage, alles aus ihr heraus zu holen. Viele legen ihre Vorurteile ab, wenn sie das erste Mal im Konzert waren. Da sind die erst mal baff.

Im Orchester spielt sie allerdings keine Rolle.

Nein, die Blockflöte starb ja auch vor der Entwicklung des Sinfonieorchesters aus, in Barockorchestern braucht man sie hingegen.

Sie starb aus?

Ja, sie wurde Ende der Barockzeit von der Traversflöte, einer Holzquerflöte, abgelöst. Man wollte damals dynamischer spielen und das ist tatsächlich schwer. Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie im Zuge der Bewegung für alte Musik wieder entdeckt.

Und wann wurde sie erstmals entwickelt?

Sie ist eines der ältesten Instrumente überhaupt, es gibt Funde von Flöten, die aus den Schienbeinknochen von Schafen hergestellt wurden – was einen Hinweis darauf gibt, dass sie ursprünglich Schäfern zum Zeitvertreib gedient haben muss. Seitdem hat sie sich natürlich ständig weiter entwickelt, es gibt heute alle möglichen Typen. Da ist die kleine Sopranflöte, die die meisten kennen, nur eine unter vielen.

Wie viele besitzen Sie?

Etwa 50, wobei ich aktuell nur etwa 15 bis 20 von ihnen spiele.

Interview: eib

Blockflötenfestival: 24. (20 Uhr) bis 26. Oktober an der Hochschule für Künste, Dechanatstraße. Programm: www.hfk-bremen.de