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heute in bremen„Die meisten gewöhnen sich an die Regeln“

Dirk Otten

56, Musiker, kuratiert und organisiert mit dem Team der Schule 21 die Konzertveranstaltungen des Kunst- und Kulturvereins.

Interview Jasmin Koepper

taz: Herr Otten, wie fühlt es sich an, wieder die Türen für Be­su­che­r:in­nen zu öffnen?

Dirk Otten: Das ist ein schönes Gefühl, weil das doch ein bisschen einsam war in letzter Zeit. Da hat man sich gefragt: „Wofür ist die schöne Bühne, die wir in unser Außengelände gezimmert haben, denn da?“ Und bei den ersten beiden Konzerte dieses Jahr, die wieder stattfinden konnten, waren dann alle ganz selig – Künstler, Publikum und das Team der Schule 21. Letztes Jahr hatten wir zwischen den beiden Lockdowns nur ein einziges Konzert im September, dann war es zu nass und zu kalt – und dann wurde auch schon alles wieder dichtgemacht. Das ist jetzt ein großer Aufbruch gerade.

Sind die Konzerte eine Herausforderung mit den ganzen Hygienevorschriften?

Alle sind ein bisschen unsicher. Man merkt, dass die Leute etwas verzagt hereinkommen. Aber die meisten gewöhnen sich schnell an die Regeln und fühlen sich dann auch sicher bei uns. Und unter freiem Himmel ist die Stimmung eh entspannter.

Und bei schlechtem Wetter?

Wenn es geht, versuchen wir den Termin nachzuholen. Andernfalls müssen wir nach drinnen, in den Veranstaltungsraum, aber da dürfen derzeit nur 15 Menschen inklusive Künstler rein. Selbstverständlich unter Einhaltung aller Schutzmaßnahmen. Manchmal kooperieren wir auch mit dem Bürgerhaus Hemelingen, da ist Platz für 27 Menschen.

Welche Musik wird heute gespielt?

Heute und morgen finden zwei Doppelkonzerte von dem Musikerpaar Freschard und Stanley Brinks statt. Für heute Abend sind wir so gut wie ausverkauft, für morgen gibt es noch einige Karten. Jeder der beiden spielt ein eigenes Repertoire. Heute spielt Freschard begleitet von Brinks und morgen andersherum. Die beiden machen Anti-Folk.

Was ist Anti-Folk?

Das ist vorwiegend akustische Musik, oft von vormaligen Punkern, die auf Folk-Elementen aufbaut. Wesentlicher Bestandteil sind die Texte, urban, witzig, gerne auch mal politisch. Die ganze Szene ist sehr DIY-lastig, alles wird selbst gemacht und vertrieben. Die beiden sind dafür ein gutes Beispiel. Sie haben unzählige Platten ohne Label produziert und reisen seit Jahren als Musiknomaden durch die Welt. Musikalisch spielt sich das zwischen den Polen Calypso und Chanson ab.

Konzert Freschard (heute) und Stanley Brinks (morgen), 20 Uhr, Schule 21, € 15, Tickets: www.schule21.org/tickets

Was sagen die Nach­ba­r:in­nen zu den Konzerten draußen?

Mit den Nachbarn haben wir keine Probleme. Wir stehen hier im Hemelinger Niemandsland. Da ist nur das Ortsamt und die katholische Kirche. Wenn jemand aus dem Stadtteil vorbeikommt, freuen sie sich, das hier wieder Leben ist.

Wie kommen Sie mit dem finanziellen Risiko einer Konzertveranstaltung klar?

Letztes Jahr hätte uns das fast zum Stillstand gebracht. Als ehrenamtlich fundierter Verein haben wir zwar keine Personalkosten, aber wir hatten viele zusätzliche Ausgaben durch den Bau der Außenbühne und Anschaffungen für Veranstaltungstechnik und Sanitäres. Gleichzeitig gab es praktisch keine Einnahmen aus Veranstaltungen. Von der Kulturbehörde kam viel Zuspruch, aber leider wenig Zuwendung. Wir haben uns dann mit Spenden und privaten Mitteln über Wasser gehalten, bis Anfang des Jahres Unterstützung aus dem Bremen-Fonds kam. Inzwischen erhalten wir eine Programmförderung aus Bundesmitteln des „Neustart Kultur“. Dadurch können wir die Künstler angemessen und verlässlich vergüten, selbst wenn es einen neuen Lockdown geben sollte. So sind wir da durchgeschlittert und können das auch weiterhin stemmen.

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