heute in bremen: „Die Frage ist auch provokativ gemeint“
Arabella Walter, 31, Jugendbildungsreferentin beim Bremer Jugendring, koordiniert im Projekt „Unexpected“ politische Veranstaltungen mit neuen Methoden.
Interview Lotta Drügemöller
taz: Frau Walter, der Bremer Jugendring organisiert ein Speeddating gegen Rechts, zwischen jungen Leuten und Omas. Wer ist denn alles eine Oma?
Arabella Walter: Explizit eingeladen haben wir die Initiative „Omas gegen Rechts“ – aber natürlich können alle kommen, die sich von der Aktion angesprochen fühlen.
Auch Enkellose oder Opas?
Klar, die sind auch herzlich eingeladen. Der Gedanke hinter der Aktion ist ja vor allem ein Erfahrungsaustausch zwischen den Generationen.
Was versprecht ihr euch von dem Aufeinandertreffen?
Das Spannende ist, dass die jungen und die alten Menschen hier durch ein gemeinsames Interesse verbunden sind: Das Engagement gegen Rechts. Wir wollen erkunden: Gibt es eine Kontinuität in dem Thema, ist es immer wieder dasselbe, was da passiert? Einige Fragen gehen auf persönliche Erfahrungen ein: Wie haben die verschiedenen Generationen Hass und Diskriminierung erlebt? Wie hat sich das Engagement verändert? Wir stellen aber auch stärker inhaltliche Fragen, zum Beispiel zu rechten Strategien.
Wie soll das Speeddating konkret ablaufen?
Speeddating gegen Rechts: Jung und Alt gegen rechte Gewalt: So, 16. 6., Bunker F38, Claussenstraße, 17-19 Uhr
Wir stellen Tische auf, immer mehrere junge Menschen kommen mit ein bis zwei „Omas“ zusammen. Wir achten darauf, dass immer verschiedene Generationen an einem Tisch sind, im Prinzip können sich Gäste aber dort dazusetzen, wo es sie hinzieht. Um spannende Gespräche ins Rollen zu bringen, haben die jüngeren Teilnehmerinnen und Teilnehmer Fragen vorbereitet, die gezogen werden. Die Veranstaltung wurde insgesamt vor allem von den jungen Menschen geplant, die meisten von ihnen sind so zwischen 17 und Anfang 20. Wir vom Bremer Jugendring unterstützen sie inhaltlich, mit Kontakten oder bei der Organisation. Ach ja, gefilmt wird das Ganze im Übrigen auch – mithilfe der Eindrücke aus den Gesprächen soll später weiter diskutiert werden.
Eine der vorbereiteten Fragen lautet: ,Wird wirklich alles immer schlimmer?’ Wie sehen Sie das?
Hm, die Frage ist auch ein bisschen provokativ gemeint. Ich finde, so ist es nicht: Heute engagieren sich so viele Jugendliche – für das Klima natürlich, aber eben auch gegen Rechts. Trotzdem gibt es diesen emotionalen Eindruck, dass es mit der Welt bergab geht: Klimawandel, Rechtspopulismus, neue menschenfeindliche Gruppierungen … Vielleicht kann das durch den Austausch in ein anderes Licht gerückt werden: Die Älteren erzählen davon, was in ihrer Jugend wirklich los war und die Jüngeren, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen.
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