piwik no script img

heute in bremen„Es zählt nur der Markt, nicht die MieterInnen“

Foto: privat

Joachim Barloschky, 67, ist seit 2012 Sprecher des Aktionsbündnisses Menschenrecht auf Wohnen.

Interview Stefan Simon

taz: Herr Barloschky, wie laufen die Vorbereitungen für die Demonstration „Die Stadt muss allen gehören!“ am 23. März?

Joachim Barloschky: Ich bin sehr zufrieden. Die Demo wird von einem breiten Bündnis aus Wohnungslosen, Betroffenen, Gewerkschaften und Initiativen getragen. Das ist ein heißes Thema und kann eine große Eigendynamik entwickeln. Wir haben 1.000 TeilnehmerInnen angemeldet, aber ich rechne mit weitaus mehr DemonstrantInnen.

Was fordern Sie?

Es muss einen anderen Umgang mit Wohnraum, öffentlichem Raum und städtischen Flächen geben. Wir benötigen in Bremen einen ökologischen und sozialen Wohnungsbau, der dauerhaft Bestand hat. Dieser muss durch stadteigene Wohnungsbaugesellschaften und sozial-ökologische Genossenschaften erfolgen.

Die Mietpreisbremse greift nicht, die Mieten steigenwer trägt die Hauptschuld an dieser Situation?

Die Renditemacher, Spekulanten und die neoliberale Wohnungspolitik, die auf den Markt setzt, statt Wohnen als Daseinsvorsorge zu begreifen. Es zählt nur der, nicht die MieterInnen. Ich werde täglich von Betroffenen angesprochen, die von Mietsteigerungen und Verdrängung berichten.

Wäre denn das Erbbaurecht ein Rezept dagegen?

Treffen Aktionsbündnis Menschenrecht auf Wohnen, 17 Uhr beim Diakonischen Werk, Birkenstr 34

Ja, denn es sind nur noch 30 Prozent der Flächen Bremens in öffentlicher Hand. Die Stadt verliert dadurch ihre demokratischen Gestaltungsmöglichkeiten. Mit dem Erbbaurecht könnte sie im Besitz der Flächen bleiben.

Wäre der Milieuschutz eine realistischere Variante?

Die Politik hatte in der Holsteinstraße unsere Forderung nach einem Milieuschutz nicht ernst genommen und die Bewohner wurden aus ihren Wohnungen verdrängt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen