heute in bremen: „Eine Wand mit Holzstämmen und Rinden“
Bettina Hornhues, 46, ist Bankkauffrau, CDU-Beiratsmitglied in Burglesum, ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete (2013 bis 2017) und seit Ende Mai Erste Vorsitzende des Vereins Blindengarten Bremen.
Interview Simone Schnase
taz: Frau Hornhues, was unterscheidet den Blindengarten von einem herkömmlichen Park?
Bettina Hornhues: Der Garten ist fußläufig vom Bahnhof, er ist barrierefrei, Besucher können sich hier also ohne fremde Hilfe frei bewegen und orientieren. Die Pflanzen sind in Hochbeeten, in ungefähr 80 Zentimeter Höhe. So kann man sie erfühlen und erschnuppern. Die Schilder an den Palisaden sind in Schwarzschrift und in Blindenschrift verfasst.
Klingt fast wie ein botanischer Garten …
Ja, aber es ist noch ein bisschen mehr, eher ein Erlebnisgarten. So gibt es neben den Pflanzen auch Erlebnisbereiche wie eine Wand mit Holzstämmen und Rinden, die erfühlt werden können oder Steine zum Ertasten.
Funktioniert das Konzept?
Ja, der Garten ist gut besucht, sowohl von Blinden, die dort gezielt hingehen, als auch von vielen Anwohnern aus St. Magnus, aber auch von jenen, die sich Knoops Park anschauen wollen. Da ist eigentlich immer was los.
Und er ist doch bestimmt auch für Kinder toll?
Auf jeden Fall. Früher hatten wir hier Kooperationen mit Kindergärten und Schulen, das sollten wir dringend reaktivieren. Und der BUND macht dort auch viele Ferienprogramm-Aktionen.
Sommerfest im Blindengarten: Samstag, 14 Uhr, Blindengarten, Ecke Raschenkampsweg/Ulenweg, St. Magnus
Wie lange gibt es den Garten schon?
Nächstes Jahr feiert er 30. Geburtstag. Die Gründung geht auf das Ehepaar Kranz zurück, das damals auf der Messe „Hafa“ inspiriert worden war, einen Duft- und Tastgarten anzulegen. Eigentlich sollte der Blindengarten an der Promenade Vegesack entstehen, aber dann kam er nach St. Magnus. Jedenfalls waren die Kranzens Vorreiter: Den Bremer Blindengarten hat Hamburg als Vorbild für seinen Blindengarten genommen, der später entstand.
Und heute wird Sommerfest gefeiert. Was gibt’ s da Besonderes?
Einen Vortrag vom BUND über das Wildbienensterben und als vergnüglicheres Gegenprogramm wird Gesine von Katenkamp alias Christine Bongartz aus der Zeit der Schriftstellerin Magdalena Pauli erzählen. „Sommer in Lesmona“ passt ja auch hervorragend, weil das genau an diesem Wochenende hier wieder stattfindet. Die Besucher, die abends ins Konzert wollen, können sich bei uns also schon einmal einstimmen.
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