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heute in bremen„Uns wurden die Reifen zerstochen“

Foto: privat

Rainer Weber, 48, freischaffender Künstler und Dozent für Kunstpraxis an der Uni Bremen.

Interview Florian Maier

taz: Herr Weber, was ist ein Kundgebungsfrühstück?

Rainer Weber: Wir hatten bisher erst ein solches Frühstück. Alle brachten sich Stühle, Kaffee und Essen mit und setzten sich vor das AfD-Büro in der Helgolander Straße. Manche hatten Instrumente dabei und haben Lieder gesungen. Es wurde auch eine Rede gehalten.

Und wieso protestieren Sie ausgerechnet frühstückend gegen das neue AfD-Büro in einem Waller Wohnhaus?

Wir suchten nach Formen, an denen Leute gerne teilnehmen. So ein Frühstück bietet erst mal einen unverfänglichen Rahmen und trotzdem werden die Leute auf das AfD-Büro aufmerksam gemacht. Wir haben versucht, das Veranstaltungsformat möglichst niedrigschwellig zu halten. Man kann sich da gerne treffen und vernetzen.

Wie war die Resonanz auf das erste Frühstück?

Überwältigend! Wir hatten so mit 20 bis 40 Menschen gerechnet, am Ende waren 200 da. Schon auf meinem Weg zum Veranstaltungsort, konnte ich sehen, wie aus allen Richtungen Leute mit Kaffee und Stühlen kamen.

Gibt es eigentlich Gegenwind aus dem politisch rechten Lager?

2. Kundgebungsfrühstück „Kein AfD-Büro in Walle! Nirgendwo“: Sonntag, 11 Uhr, Helgolander Straße/Ecke Waller Heerstraße

Es war beim letzten Mal eine durchweg friedliche Veranstaltung. Sogar die Einsatzleitung der Polizei vor Ort meinte, es sei über die Maßen friedlich. Trotzdem gab es 25 Beschwerden aus den Reihen der AfD. Zusätzlich wurden die Reifen unseres Anhängers mit der Unterschriftentafel drauf zerstochen. Das hatte lustigerweise zur Folge, dass der Anhänger dann noch eine Woche vor dem Büro stehen musste, weil wir ja erst die Reifen wechseln mussten, bevor wir ihn abholen konnten. Wir wurden auch aus dem Büro der AfD heraus gefilmt. Aber das entmutigt uns nicht: Wir wollen unser Vorhaben nicht einstellen.

Planen Sie jetzt jeden Sonntag ein Frühstück vor dem AfD-Büro?

Nein, wir wollen unseren Anhänger mit der Unterschriftensammlung von Ort zu Ort wandern lassen. Sonntag frühstücken wir noch einmal vor dem AfD-Büro. Bald ist Speichermarkt in der Überseestadt, da werden wir die Unterschriftentafel mit hinnehmen und einen Infostand aufbauen. Wir wollen in losen Abständen immer wieder Veranstaltungen gegen die AfD und die Identitäre Bewegung machen.

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