heute in bremen: „Eigentlich ist das ein 1980er-Jahre-Diskurs“
Kai Wargalla, 33, ist Bürgerschaftsabgeordnete der Grünen und Sprecherin für queer, Jugend und Subkultur.
Interview Karolina Meyer-Schilf
taz: Neulich gab es deswegen schon Beef auf Twitter, morgen geht es in der Kulturdepu nochmal ums Thema: Wie ist denn der aktuelle Stand in der Diskussion um das „Arisierungs“-Mahnmal und das Erinnerungskonzept?
Kai Wargalla: Das Strategiepapier des Kulturressorts steht morgen auf der Tagesordnung. Und wir haben da einige Punkte, die wir daran kritisieren.
Das Papier sieht die Bildung eines ständigen Forums aus verschiedenen Akteuren, darunter die jüdische Gemeinde und die Handelskammer, vor – und „ein konkretes kulturpädagogisches Aufarbeitungsprojekt“. Was genau, steht da nicht.
Natürlich begrüßen wir, dass die jüdische Gemeinde dabei sein soll. Aber zum Beispiel die Handelskammer ist bislang nicht als Expertin für erinnerungspolitische Diskurse aufgefallen. Wir sehen ansonsten aber auch wenig weitere Akteure – keine nichtstaatlichen Akteure, keine WissenschaftlerInnen. Wir sehen nicht, wie da ein Fachdiskurs entstehen soll.
Ihr Antrag sieht vor, dass die Landeszentrale für politische Bildung ein Konzept zur Einbettung des Mahnmals in die Bremer Erinnerungslandschaft erarbeitet. Davon steht im Strategiepapier des Kulturressorts nichts – dabei liegt das ja nun wirklich nahe.
Sitzung der Deputation für Kultur, 15 Uhr, Handwerkskammer Bremen, Ansgaritorstraße 24
Ja, und unser Antrag liegt der SPD seit einem Jahr vor. Es ist ja schön, dass das Kulturressort jetzt auch einen Aufschlag dazu macht, aber: Wir reden morgen über ein Strategiepapier, das ja wirklich nur diese zwei Teile hat: Dass sich zweimal im Jahr ein Arbeitskreis unter der Schirmherrschaft des Bürgerschaftspräsidenten trifft, und dass Jugendliche für das Thema sensibilisiert werden sollen. Dabei wissen wir längst, dass Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft und nicht nur unter Jugendlichen verbreitet ist. Eigentlich ist das ein 1980er-Jahre-Diskurs, der da geführt wird.
Das Strategiepapier nimmt auf den Antrag der Grünen überhaupt keinen Bezug. Was hat die SPD denn gegen Ihren Antrag?
Keine Ahnung! Ich würde mir wirklich wünschen, dass wir da konstruktiv zusammenarbeiten und aus diesen zwei jetzt parallel laufenden Prozessen eine Linie finden.
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