heute in bremen: „Ich bin gar kein großer Fan des Weltfrauentags“
Stephanie Giese, 41, arbeitet seit fast elf Jahren als Redakteurin bei Bremen Zwei.
Interview Simone Schnase
taz: Frau Giese, wer hat entschieden, dass heute nur Frauen am Mikrofon von Bremen Zwei sitzen – Frauen oder Männer?
Stephanie Giese: Es war eine Idee der Redaktion, aber die Grundidee kam von einer Frau. Ich war’s jedenfalls nicht – ich bin nur zufällig diese Woche diensthabende Redakteurin. Ich selbst bin gar kein großer Fan des Weltfrauentags.
Wieso das denn nicht?
Ich finde, dass wir ihn in vielen Ländern der Welt brauchen, aber nicht unbedingt in Deutschland. Für mich fühlt sich das so an, als bräuchten wir Nachhilfe – und die will ich nicht. In unserer Redaktion sind lustigerweise häufig Männer die Verfechter feministischer Themen.
Trotzdem machen Sie mit …
Na klar, ich freue mich auch darüber. Es gibt ja auch keine trutschigen Themen wie Kochen oder Backen oder so etwas. Ich hoffe vielmehr, dass wir Themen finden, die nicht auf der Straße liegen und die auch Männer interessieren. Wir kümmern uns auch nicht ununterbrochen um sogenannte Frauenthemen, sondern behandeln einmal pro Stunde ein Thema, das mit dem Weltfrauentag zu tun hat.
Und der Rest läuft dann wie sonst auch?
Nicht ganz. Wir haben in der restlichen Zeit zwar ein ganz normales Programm, aber ausschließlich mit Frauen, die darüber reden. Das wird spannend und schwierig.
Inwiefern?
Es gibt mehr als genug Expertinnen, daran mangelt’s also nicht. Aber unser alltäglicher Eindruck ist, dass die Fachfrauen ungern ins Radio wollen. Die sagen dann eher: Ach, das macht mein Referent.
Auch Ihr Musikprogramm soll heute weiblich sein – was genau ist damit gemeint?
Bremen Zwei lässt Männer vor der Studiotür. Ganztägig ab 6 Uhr im Radio auf UKW 88,3 MHz (Bremen) und 95,4 MHz (Bremerhaven) oder im Internet unter www.radiobremen.de/bremenzwei
Damit ist gemeint, dass immer Frauenstimmen involviert sind. Es können also durchaus auch Duette von Frauen und Männern laufen.
Ihr „Radio-Frauentag“ soll ein Experiment sein. Was wollen Sie herausfinden?
Zum Beispiel: Was macht es mit den Hörern, wenn sie einen ganzen Tag lang nur Frauenstimmen hören? Oder wie kommt es bei Männern an, wenn wir beispielsweise über Frauen-Stereotype in Kinderbüchern sprechen – hören sie zu oder sind sie nicht interessiert?
Wie werten Sie das Ergebnis am Ende des Tages aus?
Ich bin mir sicher und hoffe, es wird vor allem über die sozialen Netzwerke sehr viele aufschlussreiche Reaktionen der Hörerinnen und Hörer geben.
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