heute in bremen: „Bis heute ist nichts passiert“
Gerd-Rolf Rosenberger, 66, ist DKP-Mitglied, Gewerkschafter und Mitglied der Initiative Nordbremer Bürger gegen den Krieg.
Interview Simone Schnase
taz: Herr Rosenberger, Sie benennen zwei Wege nach Blumenthalern, die von den Nazis ermordet wurden. Ist das eine offizielle Aktion?
Gerd-Rolf Rosenberger: Der Beirat und auch der Ortsamtleiter sind sich ja seit fünfeinhalb Jahren vollkommen einig, dass es mindestens eine Straße geben muss, die nach Leo Drabent und Hans Neumann benannt werden muss. Aber bis heute ist nichts passiert.
Wieso nicht?
Da wurde gesagt: Das muss das ASV entscheiden, das kostet bestimmt 2.000 Euro, das ist zu teuer. Weil unsere Geduld am Ende war, haben wir dann halt selbst die Initiative ergriffen. Wir haben eine Spenden-Veranstaltung mit dem Schauspieler Rolf Becker organisiert und dort sage und schreibe 2.600 Euro für die Straßenschilder zusammenbekommen. Und raten Sie mal, wo die gelandet sind?
Wo denn?
Auf meinem privaten Konto! Es war an dem Abend nämlich nicht ein einziger Offizieller da, dem wir das Geld hätten überreichen können, nicht einmal der Ortsamtsleiter!
Wie erklären Sie sich das?
Anscheinend ist das Interesse doch nicht so groß. Dabei kämpfe ich bereits seit 1971 für ein Gedenken an die beiden, damals noch gemeinsam mit vielen Zeitzeugen, die im Laufe der Zeit aber alle gestorben sind. Längst nicht nur Kommunisten, sondern auch Gewerkschafter und linke Sozialdemokraten haben sich allesamt für eine Straßenbenennung ausgesprochen.
Rechnen Sie damit, dass Ihre Straßenschilder wieder entfernt werden?
Kundgebung und Benennung zweier Wege nach den Blumenthaler Antifaschisten Leo Drabent uns Hans Neumann, die u. a. wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ am 20. November 1944 hingerichtet wurden: Sonntag, 10.30 Uhr, Schulzentrum Blumenthal
Ich kann das schlecht einschätzen. In Nordbremen gibt es eine starke rechte Szene. Erst jüngst gab es einen Farbanschlag auf den Jenny-Ries-Platz in Blumenthal und der Bunker Valentin wurde beschmiert. Angesichts dessen kann ich mir nicht vorstellen, dass die es wagen, die Schilder wieder wegzunehmen. Die können doch auch im Nachhinein genehmigt werden!
Welche Straßen werden denn von Ihnen umbenannt?
Keine – darauf haben wir auch Wert gelegt. Es handelt sich um zwei öffentliche Fuß- und Fahrradwege, die bisher überhaupt keine Namen hatten.
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