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heute in Bremen„Seegras und Müll“

WELTREISE In einer Segelmacherei berichtet die Hamburger Seglerin über vier Jahre auf See

Mareike Guhr

48, ist studierte Literaturwissenschaftlerin und bereiste in den vergangenen Jahren 37 Länder.

taz: Frau Guhr, warum sind Sie um die Welt gesegelt?

Mareike Guhr: Schon seit 1999, als ich mit einem Chartertörn auf Tahiti war, wollte ich den Pazifik mit all seinen kleinen Inseln sehen. Das geht mit einem Charter aber nicht, und es waren gerade die weit entfernen Inseln, die mich reizten. Und da es schon eine halbe Weltreise ist, wenn man aus Europa in den Pazifik segelt, wurde daraus schließlich eine Weltumsegelung.

Waren Sie die ganze Zeit allein?

Ich hatte insgesamt 140 Mitsegler, darunter Freunde und Familie. Auch zahlende Gäste waren dabei. Die haben die Reise mitfinanziert, denn das Schiff gehörte nicht mir. Ich hatte es von einer Firma geliehen, die alle Ausgaben und Einnahmen verbuchte.

An welche Momente der Reise erinnern Sie sich noch gern?

Besonders beeindruckend war, als wir von den Galapagos-Inseln aus nach 18 Tagen und 3000 Seemeilen endlich auf den Marquesas – also in der Südsee – ankamen. Am schönsten war die Bucht von Fatu Hiva, weil sie mit ihren hohen, grünen Bergen ein Symbol der Südsee in Büchern und Zeitschriften ist. Dann selbst da zu sein, war schon ein Traum.

Gab es auch gefährliche Situationen auf Ihrer Reise?

Das Schiff war groß und stabil genug, um auch größere Stürme auszuhalten. Und durch die inzwischen guten Wetterinformationen kann man viele Gefahren vermeiden. Aber es war schon schlimm genug, andere Schiffe stranden zu sehen. In diesen Momenten realisiert man, dass es jeden erwischen kann und man in manchen Situationen einfach machtlos ist. Gefährlich wird es aber erst, wenn das eigene Schiff beschädigt ist.

Haben Sie auf hoher See noch mitbekommen, was auf der Welt passiert?

Nein, ich hatte weder Radio noch Telefon oder Fernsehen. Internet gab es nur stellenweise.

Sie waren auch im Mittelmeer. Haben Sie Boote mit Geflüchteten gesehen?

Glücklicherweise nicht. Ich hätte auch nicht gewusst, wie ich damit umgehen soll. Man möchte helfen, ohne zu wissen, wie. Ich habe nur gehofft, dass mir das nicht passiert. Aber ich war schon 2012 im Mittelmeer und nicht so weit im Osten – das Thema hat ja erst später eine so große Bedeutung bekommen.

Kann man auf hoher See die Verschmutzung der Weltmeere sehen?

Ja, besonders in Küstennähe. Vor der Dominikanischen Republik bin ich einmal in einem Teppich aus Seegras und Müll hängen geblieben. Ich stand dann dumm da, weil ich keinen Motor hatte. Mit dem Bootshaken musste ich das Zeug entfernen und das Boot wegdrücken.

Sehen Sie Deutschland jetzt mit anderen Augen?

Mir fällt hier verstärkt die Hektik auf, alles muss schnell gehen. Die Menschen verdienen Geld, um es dann für etwas auszugeben, das sie gar nicht brauchen. Das ist eine oft dekadente Lebensweise. Interview: Lukas Thöle

19.30 Uhr, Eintritt: 15 Euro, Segelmacherei Beilken, Richard-Dunkel-Str. 120

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