heute in Bremen: „Wie mit dem Rauchen“
Gesundheit Der Arbeitskreis Elektrosmog lädt zum Vortrag über die Gefahren des Mobilfunks
55, Pädagogin und Ehrenamtliche im Arbeitskreis Elektrosmog beim BUND Bremen.
taz: Frau Grimm, warum ist Mobilfunk gefährlich?
Sibylle Grimm: Mobilfunk beeinflusst die menschlichen Zellen. Dadurch kommt es zu einer besonderen Form von Zellstress. Dies führt zu entzündlichen Prozessen, die auch die DNA schädigen. Und dadurch entstehen Krankheiten.
Zum Beispiel?
Kopfschmerzen und Schwindel sind häufige Symptome. Mobilfunk führt auch zu Herzrhythmusstörungen oder massiven Hautstörungen. Im schlimmsten Fall entsteht Krebs.
Und das ist mehr als bloße Einbildung?
Natürlich. Der französische Krebsforscher Dominique Belpomme hat diesen Zusammenhang bestätigt. Aber seine Studie ist nur eine von vielen, die diesen Effekt beweist.
Bin ich auch betroffen, wenn ich kein Handy habe?
Es ist wie mit dem Rauchen. Auch wer kein Handy hat, ist gefährdet. Jemand, der in einem Radius von 400 Metern um einen Funkmast wohnt, lebt in einem kritischen Bereich. Auch die Vielzahl von WLAN-Netzen in einem Mehrfamilienhaus sind eine ständige Gefährdung.
Also was tun?
Wir müssen grundsätzlich lernen, Geräte auch mal auszuschalten. Niemand muss nachts erreichbar sein. Aber auch Abstand ist wichtig. Telefon und Router sollten nicht an Orten stehen, an denen man sich häufig aufhält. Oder man nutzt einfach wieder mehr Geräte mit Kabeln.
Was ist mit der Politik?
Die Politik muss ihren Aufgaben gerecht werden und die Bevölkerung schützen. Dazu gehört vor allem, sich stärker an das Vorsorgeprinzip der europäischen Umwelt- und Gesundheitspolitik zu halten. Das ist derzeit nicht der Fall. Aber das Problem ist akut, da laut Dunkelziffer etwa 20 Prozent der Deutschen an den gesundheitlichen Folgen des Mobilfunks leiden.
Und Grenzwerte helfen nicht?
Die derzeit gültigen Grenzwerte sind viel zu hoch und bieten daher keinen effektiven Schutz. Das gilt insbesondere für Funkmasten. Die dürfen bis zu zehn Millionen Mikrowatt abstrahlen. Das ist zu viel. Polen und die Schweiz haben deutlich strengere Richtwerte. Auch der BUND fordert niedrigere Grenzwerte.
Interview: Lukas Thöle
Vortrag und Diskussion: 19.30 Uhr, Bürgerhaus Weserterrassen, Osterdeich 70b
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