heute in Bremen: „Frauen haben es schwer“
Workshop Die Selbsthilfeorganisation „Women in Exile“berät Frauen in Flüchtlingsheimen
taz: Frau Ngari, Sie sind mit „Women in Exile“ seit drei Wochen auf Bustour. Was haben Sie bisher erlebt?
Elisabeth Ngari:In einigen Flüchtlingsunterkünften hat der Sicherheitsdienst BewohnerInnen davon abgehalten, mit uns Kontakt aufzunehmen. Wir durften nicht mit den Frauen in der Unterkunft reden und sie haben sich nicht getraut, zu uns herauszukommen. Als wir auf Kontakt bestanden haben, hat der Sicherheitsdienst die Polizei gerufen.
Welche Probleme haben geflüchtete Frauen in Deutschland?
In Flüchtlingsunterkünften herrschen schlimme Bedingungen und es gibt hygienische Probleme. Geflüchtete haben keine Privatsphäre. Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist vollkommen unzureichend. Trotz der neu eingeführten Gesundheitskarte für Flüchtlinge müssen wir vor Facharztterminen eine Erlaubnis vom Sozialamt einholen. Das bedeutet, dass unqualifiziertes Personal über unsere Leben entscheidet. Gerade für Frauen mit Kindern ist es besonders schwer, da es zu wenig ÜbersetzerInnen und kaum DolmetscherInnen gibt. Durch die Sprachbarriere kann es für Frauen sehr schwer sein, von ÄrtzInnen verstanden und behandelt zu werden.
Was fordern Sie?
Die bestehenden Gesetze sind diskriminierend und müssen verändert werden. Alle Geflüchteten hatten gute Gründe, hierher zu kommen. Jede soll freien Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Alle Kinder sollten die Möglichkeit haben, zur Schule zu gehen. Die Flüchtlingsunterkünfte, wie sie jetzt bestehen, müssen abgeschafft werden.
Women in Exile wurde 2002 gegründet. Was hat sich für Sie in den letzten Jahren verändert?
In unserer Gruppe gibt es mehr Diversität. Frauen aus vielen verschiedenen Ländern kommen zu Treffen, teilweise reichen unsere Kapazitäten nicht aus. Viele Frauen bringen Kinder mit. Im Augenblick ist nur ein Kind dabei. Manche Frauen haben die Tour frühzeitig verlassen, um wieder bei ihren Kindern zu sein.
Interview: Sebastian Krüger
Workshop für geflüchtete Frauen: 10 h, Haus im Park, Klinikum Ost; Kundgebung: 17 h, Theater am Goetheplatz
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen