piwik no script img

heute in Bremen„Ein Studium für Geflüchtete“

Information Die Hochschulen stellen Geflüchteten ein Programm zur Studiumsvorbereitung vor

Jens Kemper

46, ist Projektkoordinator für das Geflüchteten-Projekt der Hochschulen im Land Bremen.

taz: Herr Kemper, was machen Sie in Ihrem Büro der Hochschulen für Geflüchtete?

Jens Kemper: Das ist im Grunde die Weiterentwicklung des Gasthörer-Programms „IN-Touch“, das wir schon seit zwei Jahren machen. Jetzt haben wir die Bundesmittel bekommen, insgesamt 150 Geflüchtete systematisch mit Sprachkursen und studienvorbereitenden Maßnahmen für ein Studium fit zu machen. 60 Personen haben wir schon im Sommersemester aufgenommen, jetzt vergeben wir noch einmal 90 Plätze.

Wer kann daran teilnehmen?

Bewerben können sich alle mit einer Hochschulzugangsberechtigung oder einem bereits begonnenen Studium.

Was ist, wenn jemand das nicht nachweisen kann, weil vielleicht die Papiere auf der Flucht verloren wurden?

Für diejenigen gilt dasselbe wie für die, deren Abitur in Deutschland nicht anerkannt wird. Sie können eine Nachprüfung machen, das ist ein umfangreicher Test Ende Juni, der fünf Stunden dauert. Wer dazu schlüssig begründen kann, dass er oder sie in seinem Heimatland die Hochschulzugangsberechtigung erworben oder bereits studiert hat, muss dann noch eine weitere fachbezogene Prüfung machen.

Und kann dann studieren?

Das hoffen viele, die zu uns in die Beratung kommen. Einige sind dann erst mal enttäuscht, wenn sie erfahren, dass die Vorbereitung, zu der eben auch die Sprachkenntnisse gehören, ein bis zwei Jahre dauert – und der Bachelor dann auch noch mal ein paar Semester braucht.

Das ist besonders frustrierend für die, die in ihrem Heimatland kurz vor dem Abschluss standen, oder?

Ja. Andere sind enttäuscht, wenn sie erfahren, dass sie noch ein zweites Fach brauchen oder hier keine Medizin studieren können.

Aber wegen der Verteilung auf die Bundesländer in Bremen leben müssen?

Ja, dafür gibt es bisher nur Einzelfalllösungen. Manche pendeln dann.

Dürfen Menschen, die in Niedersachsen leben müssen, auch an dem Programm teilnehmen?

Das ist noch nicht ganz geklärt. Ich gehe aber davon aus, dass es eine Lösung geben wird für diejenigen, die im Bremer Umland leben. Für uns Hochschulen wäre das ein Gewinn, wenn wir die passenden Leute für unsere Studiengänge finden würden.

Gibt es Extra-Studienplätze für die Geflüchteten?

Nein, unsere Absolventen konkurrieren dann mit allen Bewerbern auf einen Studienplatz.

Interview: eib

Informationsveranstaltung: 24. Mai und 25. Mai, jeweils von 13 bis 15 Uhr; 26. Mai, 14 bis 16 Uhr. Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4/5

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen