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heute im taz Salon„Durch Konsum allein wird sich nichts ändern“

Kristina Vogt, 54, Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, war von 2011 bis 2018 Vorsitzende der Bremer Linksfraktion.

Interview Benno Schirrmeister

taz: Frau Vogt, wie viel Weltwirtschaftspolitik kann eine Bremer Wirtschaftssenatorin betreiben?

Kristina Vogt: Wir leben in einem globalisierten Zeitalter und Bremen ist Exportweltmeister unter den deutschen Städten: Bei derart verflochtenen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen hat alles, was wir hier tun, auch eine globale Dimension.

Jetzt geht’ s heute um Bananen, also Import – und ein Geschäft, das die ersten multinationalen Konzerne hervorgebracht hat …

Bei Kaffee ist es doch genauso.

… die Frage ist: Dieser Obstexport ist stets problematisch, was Menschenrechte angeht, er führt zu Landgrabbing und extremem Pestizideinsatz: Wie bekommen wir da Fairness rein?

Es ist sinnvoll und wichtig, diese Diskussion zu führen: In den vergangenen 20 Jahren ist bei diesen Themen der Fokus etwas einseitig auf die Frage nach den ökologischen Bedingungen gelegt – und viel zu wenig auf die Produktionsbedingungen geachtet worden. Man hat geschaut: Ist das bio – und das war’s dann. Das hat die Sache sehr verkürzt.

Lässt sich das von hier aus beeinflussen?

Auf kommunaler Ebene können wir über die öffentliche Beschaffung Einfluss nehmen: Bremen macht das seit zehn Jahren, es wird gekauft, was fair gehandelt wird. Dabei können wir darauf achten, dass unsere Sozialstandards erfüllt sind. Das ist natürlich von begrenzter Wirkung, aber im Sinne von „Think global, act local“ halte ich das weiterhin für sinnvoll. Außerdem ist es aber wichtig zu versuchen, über die EU die Regeln zu verändern.

„Total Banane?!“: taz Salon über das politischste Obst der Welt, koloniale Strukturen des globalen Handel und Fairtrade;19 Uhr, Lagerhaus, Schildstraße

Also eine politische Lösung, statt auf die Macht der KonsumentInnen zu setzen?

Absolut. Durch Konsum allein wird sich nichts ändern. Wenn es Handelsbeziehungen geben soll, dann ist die Frage, wie werden Handelsabkommen gestrickt, welche Interessen finden Berücksichtigung, wer profitiert? Da hat die Linke im Europaparlament bereits sehr erfolgreich darauf gedrungen, dass Sozialstandards zunehmend durch die europäische Politik gestärkt werden.

Auch fair entlohnter Handel von Agrargütern schreibt koloniale Strukturen fort: Er exportiert quasi Ressourcen wie Wasser und Böden …

Das ist richtig. Und es ist eine der brennenden Fragen der Zukunft, ebenso wichtig wie Digitalisierung: Wie können die Beziehungen zwischen globalem Norden und Süden so gestaltet werden, dass die Existenzgrundlagen im Süden nicht wegbrechen? Die gegenwärtige Migration ist eine Folge genau dieser Ungleichheit.

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