herzensort: Ein Neujahrsbad im Lieblingssee
Jahrelang war der Berliner Plötzensee meine Oase. Fast jeden Sommertag war ich dort zum Schwimmen. Lange gar als Mitglied beim Wasserratten e. V., der Zugang zum Strandbad am See hatte, bevor der vorletzte Betreiber den Verein rausschmiss. Alternativ ging ich in den Polizeisportverein, der hat sein Vereinshaus dort.
Bis dann aber doch alles den Bach runter ging. Bis Hipster, Partyfans und Spanner den See mitten in Berlin entdeckten. Dem letzten Betreiber kam das Strandbad mehr gelegen, Geld zu waschen anstelle von Körpern. Und der neue Betreiber hat eine Vorliebe für Partys, Prepper und PS-starke Wohnmobile, die auf den Strandbadwiesen parken. An dem Punkt bin ich ausgestiegen und schlich fortan durch eine Lücke im Zaun hinterm Strandbad ins Wasser. Dort, wo die Leute gern nackt in der Sonne liegen. Bis eben die Spanner kamen.
Jetzt kann ich bestenfalls noch im Winter in meinem Herzenssee schwimmen. Das fällt mir schwer ob der Kälte. Am letzten Neujahrstag traf ich dort allerdings vier Frauen, die ein Bad nahmen. Will ich auch, dachte ich, hatte aber kein Handtuch dabei. Sie liehen mir ihres.
Waltraud Schwab
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen