piwik no script img

gysi mal wiederDas Kränzchen der Honoratioren

Gestern wurde mal wieder klar, warum Gregor Gysi trotz PDS-Parteibuchs zu den beliebtesten Politikern Deutschlands gehört: Man mag ihn für einen Schaumschläger, vielleicht gar Demagogen halten – originelle Sprüche und beachtenswerte Anregungen liefert er (fast) immer.

Kommentar von PHILIPP GESSLER

Machte er kürzlich mit der Idee Expertensenat von sich reden (ein Gedanke, den die CDU nun reanimierte), war Gysi jetzt wieder mit einem Vorschlag zur Stelle, der die Fantasie kitzelt: Eine „Hauptstadtkommission“ aus Elder statesmen und Vertretern gesellschaftlich relevanter Gruppen solle Aufgaben und Finanzierung der Hauptstadt öffentlich diskutieren und transparenter machen.

Nun ist angesichts der Not der Stadt jeder willkommen, der konstruktive Vorschläge für ein Ende der Misere macht. Aber ist eine solche Kommission sinnvoll? Einer Versammlung ehrenwerter Männer und Frauen zu lauschen, ist vielleicht ein Gewinn – aber ist für die Aufgabe, die Gysi diesem Gremium zugedacht hat, nicht vielmehr das Parlament der richtige Ort? Wenn es das Abgeordnetenhaus aber nicht (mehr) ist, wäre es da nicht angebracht, diese Volksvertretung zu stärken, anstatt ein demokratisch nicht legitimiertes Gremium zu schaffen? Entscheidungskompetenz dürfte das Gremium ohne eine demokratische Legitimation nicht beanspruchen und erhalten – wie aber ist dann zu verhindern, dass das Honoratiorenkränzchen eine bessere Quasselrunde wird, zu der das einst gelobte und dem Gysi-Vorschlag ähnliche Stadtforum verkommen ist? Nein, die Idee Gysis taugt bei näherer Betrachtung wenig. Dennoch gut, dass er sie gehabt hat.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen