griller hinter gitter : Keine ganzen Tiere mehr
CDU brennt auf harte Strafen
Jetzt reicht’s, meint Reinickendorfs Baustadtrat Michael Wegener (CDU). Wer künftig auf verbotenen Flächen brutzelt, wer über selbst gesammeltem Holz röstet oder gar ganze Tiere brät, der soll büßen. Der Bezirkspolitiker fordert: „Jetzt muss durchgegriffen werden.“ Sein Plan sieht bis zu 1.000 Euro Strafe für Wiederholungsgriller vor – oder einen Tag Gefängnis. Doch keine Angst: Die Knastgefahr ist abhängig vom Grillverhalten:
Der Ganztier-Griller: Besonders schnell legen sich die Fesseln der Ordnungshüter um die fettigen Hände dieses Typs. Er möchte meist komplette Familien mit Fleisch nach Balkanart versorgen. Da wird dann schon mal mitten im Park ein mehr oder weniger ganzes Tier in einer extra ausgehobenen Grube gebrutzelt. Klar, besonders auf diesen Typus haben es die gestrengen Politiker abgesehen. Und weil es sich mit Schaf, Kind, Frau, Wasserpfeife und Kegel unterm Arm nur schwer flüchten lässt, besteht erhebliche Zuchthausgefahr.
Der Yuppie-Griller: Dieser Typ, auch Mitte-Griller genannt, muss sich wenig Sorgen machen. Den Ralph-Lauren-Pulli um den Hintern gebunden, kennt er sich bestens aus mit Recht und Gesetz. Und er bestellt seinen tragbaren Titan-Klappgrill bei Manufactum. Sollten die brutzelnden Truthahnfilets einmal einem Ordnungshüter im Auge brennen, klappt der Yuppie-Griller schnell seine Maschine zusammen und zieht unbehelligt von dannen. Die Beck’s-Flasche in der einen, den Grill in der anderen Hand. Bloß blöd, dass der noch heiß ist.
Der Elektro-Griller: Meist sind diese Typen auf Familienbalkonen zu finden, und oft kreuzt sich der Herr eines 230-Volt-Gerätes auch mit dem Typ des Gourmet-Grillers. Rucolasalat und Jogurtdressing sind nicht weit. Kein Spiritus ist in Reichweite, und das Strombrutzeln vermindert die böse Kohlenwasserstoffbildung. Die einzige Gefahr stellen hungrige Nachbarn dar, die ob leckerer Düfte sabbernd und schon mit Messer und Gabel bewaffnet vor der Tür stehen. Oder der Vermieter, der mit Kündigung droht.
Der Öko-Griller: Auch für ihn ist eine niedrige Benzpyrenbelastung des Grillguts wichtig, denn die ist bekanntlich extrem krebserregend. Doch die ungesunde Chemie entsteht nur, wenn Fett auf Glut und Kohle trifft. Das ist eher selten, liegen beim Öko-Griller doch eher pflanzliche Leckereien auf dem Rost, etwa Tofuwürste oder Paprikaspieße. Bei so viel Öko wird parkgerechtes Verhalten vorausgesetzt – in den Knast kommt so jemand nicht.
Der Spontan-Griller: Stark gefährdet. Völlig unbedarft und nicht eingedenk der Tatsache „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“, können sich die Spontis ganz schnell ins Gefängnis grillen. Flugs einen Billiggrill samt Sixpack an der Tanke geholt, und die Ordnungshüter sind meist schneller da, als es diese lebenslustigen Leute erwarten.
Der Mitgriller: Völlig ungefährdet. Kommt ohne Grill und Fleisch auf bereits brutzelnde Grüppchen im Park zu, erschleimt sich ein Rippchen, hat aber im Zweifelsfall mit all dem natürlich nichts zu tun.
MAX HÄGLER