globalisierung konkret: Serie zum Weltsozialforum in Porto Alegre, Teil 2
Der Bauer aus Brasilien und der unfreie Weltmarkt
Mit seinem 9.600-Hektar-Landgut ist Hédio Froehlich ein typischer Vertreter der Sojafarmer im brasilianischen Mittelwesten. Der deutschstämmige Großbauer pendelt seit acht Jahren zwischen seinen Ländereien im Bundesstaat Mato Grosso und seiner Heimat an der Grenze zu Argentinien hin und her. Er beklagt, dass die Produktion zwar steigt, die Weltmarktpreise jedoch seit Jahren fallen.
„Die Gewinnmargen werden geringer“, sagt der bärtige Endvierziger. Für einen 60-Kilo-Sack bekommt er sechs Dollar, davon bleiben 50 Cent Reingewinn. Vor fünf Jahren lag der Preis noch bei 10,50 Dollar. Gegen die mit drei Milliarden Dollar pro Jahr subventionierte Konkurrenz aus den USA sei schwer anzukommen, beschreibt Froehlich sein Dilemma. Denn der Weltmarkt ist kein freier Markt.
In den Jahren 2000 und 2001 konnten die Brasilianer die Rekordernte von 36 Millionen Tonnen einfahren, über elf Prozent mehr als im Vorjahr. Davon exportierten sie 28,6 Millionen. Da allerdings in den USA über 80 Millionen Tonnen geerntet wurden, sind die Weltmarktpreise weiter gefallen. So lagen 2001 die Exporterlöse unter jenen des Jahres 1997. Brasilianisches Sojaöl wird zudem vom US-Markt ferngehalten – durch einen Zoll auf die Importlieferungen von 19,1 Prozent.
Im BSE-geschädigten Europa ist das Soja aus Mato Grosso als Viehfutter besonders begehrt, weil es – noch – genfrei ist. Doch höhere Preise bekommen Froehlich und seine Kollegen dafür nicht. So sehen sie keine Alternativen zur Ausweitung der Produktion.
Weiter nördlich beginnt das Amazonasgebiet. Die Expansion der Sojaflächen ist mittlerweile zu einer der größten Bedrohungen für den brasilianischen Regenwald geworden.
GERHARD DILGER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen