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geläufig Etwas muss geschaffen werden

Anstatt etwas zu zerstören, abzuschießen oder wegzuschlagen, muss gewissermaßen etwas geschaffen werden.“ Mit diesem Lehrsatz begründete der Entwickler Alexey Pajitnov (Foto) den riesigen Erfolg seines Videospiels „Tetris“ und freute sich insbesonders darüber, dass sein Spiel – gerade weil es ohne Mord- und Totschlag und männliche Superhelden auskommt – bei Frauen so hohen Anklang gefunden hat wie bei Männern. Ihm blieb allerdings auch nichts anderes übrig, als sich stets nur zu freuen, denn von 1986 bis 1996 hatte der gebürtige Russe nicht einen Cent für sein Spiel gesehen: die Tantiemen für Tetris – geschätzte 40 Millionen Dollar – flossen allesamt in die Steuerkasse der Sowjetregierung beziehungsweise in die Säckel Russlands. Hätte er seine Rechte nicht abgetreten, wäre er verhaftet worden, mutmaßte Pajitnow. Erst nach 96 konnte der Mathematiker und Spiele-Entwickler, der bereits nach dem Ende der Sowjetunion in die USA ausgewandert war, auch mit „Tetris“ noch ein bisschen Geld verdienen. Seinem Kollegen und „Tetris“-Mitentwickler, dem ebenfalls in die USA emigrierten Vladimir Pokhilko, erging es noch schlechter – seine rasch gegründete Firma litt arge Geldnot. Infolgedessen, so die Polizei, brachte er im Herbst 1998 zunächst seine Frau und seinen Sohn und schließlich sich selbst um. Jim Avignon hat über diese traurigen Schicksale ein Musical geschrieben, in dem er reichlich Musik machen, aber auch alle Rollen selbst übernehmen wird. Dass der Bühnenhintergrund ebenfalls von ihm gemalt ist, versteht sich von selbst.

Eschloraque, 22 Uhr

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