fundgrube: „Frei werden mit Raum und Zeit“
„moodul“ präsentiert Berliner Designer in Lounge-Atmosphäre
„Und hält der Stuhl denn auch?“, mögen die ersten Betrachter der Freischwinger in den 1920er-Jahren misstrauisch die Architekten Marcel Breuer und Mart Stam gefragt haben. Die „Schwebesitze“ blieben in jeder Hinsicht bis heute in Form, materiell dank einer nicht sichtbaren Verstärkung. Ob mit oder ohne eines solchen Kunstgriffs, die Frage nach der Haltbarkeit werden auch die Besucher den Berliner Designern stellen, die heute ihre Produkte in der BACKFABRIK.de nicht nur präsentieren, sondern auch verkaufen.
Etwa vierzig eher in der regionalen Szene bekannte Entwerfer aus den Bereichen Objekt-, Mode-, Schmuck- und Grafikdesign wurden von den beiden – unter dem Label „moodul“ operierenden – Newcomern Swen Alwardt und S. Kjel Fiedler eingeladen, ihre Produkte in einer eintägigen Show dem kritischen Auge der professionellen und nichtprofessionellen Besucher zu unterziehen. Anders als auf Messen, bei denen die Dinge schon aufgrund des finanziellen Aufwands einem hohen Anspruch genügen müssen, sollen hier auch experimentelle, noch nicht bis in die letzte Schraube ausgeklügelte Dinge in zwangloser Lounge-Atmosphäre zur Diskussion gestellt werden.
Im Mittelpunkt des Programms von „moodul“ selbst steht ein mehrteiliges „Sideboard“, wobei dieser Gänsehaut auslösende Begriff in die Irre führt. Denn es handelt sich um einen kastenförmigen, an den Längsseiten offenen Korpus auf Rollen, in den von beiden Seiten exakt jeweils sechs kleine Körper derselben Form gesteckt werden können.
Die Kombination ist multifunktional einsetzbar: Die große „Mutterform“ kann als Schreibtisch oder Esstisch genutzt werden, die „Kleinen“ einzeln als Sitzhocker, wohingegen sie nebeneinander gelegt das Untergestell für eine Liegefläche ergeben – oder gestapelt ein Display für geliebte Gegenstände. „Werden Sie frei mit Raum und Zeit“, wirbt moodul für dieses Objekt. Denn was immer der Benutzer kombiniert, die reduzierte Form sorgt für ein ganzheitliches Erscheinungsbild.
Dieses Möbel wird ebenso in der BACKFABRIK.de zu sehen sein wie etwa die Liege- und Sitzpolster von Flip Sellin, Porzellan von Sabine Weißbrich, Urbanspeed-Mode und Kunstdrucke vom Goldberg-Institut. Wer Lust auf frische Gestaltung hat und mit den Designern den Blick ins Detail wagen mag, kann hier sein samstägliches Treiben durch die Stadt gepflegt beenden. MIKAS
Heute 12 bis 23 Uhr, ab 23 Uhr Kings Club, BACKFABRIK.de, Saarbrücker Str. 36, Berlin-Prenzlauer Berg, www.moodul.de
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