fake: Nach dem Papst ist vor dem Fake
Papst Franziskus ist tot. Dieses Mal stimmte die Nachricht, als sie am Ostermontag um die Welt ging. Wer sich von dessen Wahrheitsgehalt überzeugen möchte, kann den toten Franziskus auch sehen – derzeit wird er in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta in Rom aufgebahrt.
Zuvor gab es auch unwahre Meldungen zu Papsttoden, von Franziskus oder seinem Vorgänger Benedikt. Erst Anfang März waren Gerüchte über den Tod des schwerkranken Franziskus gestreut worden. Und selbst die taz hat schon zu päpstlichen Fake News beigetragen: Ende Dezember 2022 war auf taz.de aus Versehen ein Nachruf auf den emeritierten Papst Benedikt veröffentlicht worden – nur war er da noch gar nicht tot.
Fake News rund um den Papst sind also nicht ungewöhnlich. Man erinnere sich auch an das KI-generierte Bild von Franziskus in einer riesigen, weißen Daunenjacke von Balenciaga. Solange ein Papst noch lebt, lassen sich Schockmeldungen wie Tod, Rücktritt oder Krankheit zumindest schnell widerlegen. Ist der Papst jedoch tot, beginnen ganz neue Herausforderungen für das Informationsmanagement im Vatikan.
Aktuell kursieren bereits Spekulationen um die Nachfolge von Franziskus. Wird es wieder ein Progressiver oder übernimmt ein erzkonservativer Traditionalist das Ruder? Listen mit potenziellen Anwärtern auf den Papststuhl geistern durch die Medien, bei Buchmachern gehen haufenweise Wetten ein.
Es bestehe die Gefahr, dass Desinformation die Papstwahl beeinflusst, warnte zuletzt Tommasso Debenedetti bei katholisch.de, einem Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland. Debenedetti kennt sich gut mit Falschmeldungen aus, er selbst ist der Urheber von unzähligen Falschnachrichten im Kontext der katholischen Kirche. Auch mit gefälschten Accounts, in denen er sich als Kardinal oder Bischof ausgegeben hat, stiftete er schon Verwirrung.
Jetzt sieht er die papstwählenden Kardinäle in Gefahr: „Zum Beispiel könnten falsche Accounts von Kardinälen oder Bischöfen erstellt werden, die Meinungen oder Präferenzen zu wichtigen Themen des kirchlichen oder gesellschaftlichen Lebens äußern und von den Wählern des neuen Papstes für echt gehalten werden und die Präferenzen zugunsten eines Kandidaten beeinflussen“, sagte er dem Internetportal.
Zur Papstwahl trifft sich der Großteil der 135 wahlberechtigten Kardinäle zum Konklave. Eingesperrt in der Sixtinischen Kapelle beraten sie so lange über einen Nachfolger, bis einer der Männer eine Zweidrittelmehrheit hinter sich vereint. Dann erst steigt der weiße Rauch auf.
Bis das Ergebnis feststeht, herrscht für die Kardinäle, abgesehen von den Rauchzeichen, allerdings striktes Informationsverbot. Handys und elektronische Geräte sind untersagt. In der Sixtinischen Kapelle soll es sogar Störsender geben, die den Kontakt nach außen unterbinden.
Gleichzeitig kennen sich die meisten der Kardinäle untereinander gar nicht oder nur kaum. Da ist nur nachvollziehbar, dass für eine informierte Papstwahl – wie für jede andere Wahlentscheidung auch – erst mal eine ordentliche und faktenbasierte Hintergrundrecherche nötig ist. Vielleicht muss dem Konklave in Zukunft einfach noch etwas vorgeschaltet werden: ein Seminar in kritischer Medienkunde.
Amelie Sittenauer
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