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exzentrisches kassel: die ddr lebt

Kassel war mir auf Anhieb sympathisch. Ich kam vorige Woche auf dem Bahnhof Kassel-Wilhemshöhe an und musste weiter zum Hauptbahnhof, weil sich dort das komische Zentrum der Republik befindet: die Caricatura. Da ich mir nicht ganz sicher war, ob der Zug, auf den ich in letzter Sekunde aufgesprungen war, auch wirklich zum Hauptbahnhof fuhr, fragte ich eine alte Dame mit Gehhilfe. „Aber ja“, antwortete sie, „und nicht nur das: Er fährt auch nach …“ Und dann zählte sie ein gutes Dutzend Haltestellen auf. „Danke“, sagte ich, „aber ich möchte nur zum Hauptbahnhof.“ Sie musterte mich eine Weile misstrauisch und fragte dann: „Ist das etwas Besonderes?“ Ich verstand nur Bahnhof. „Ist das etwas Besonderes, wenn man von Kassel-Wilhelmshöhe zum Hauptbahnhof fährt?“ Eigentlich nicht, erklärte ich ihr, es sei eine ziemlich alltägliche Fahrt, die sich kaum von anderen vierminütigen Bahnfahrten unterscheide. „Hauptbahnhof“, sinnierte sie. „Fahren von dort nicht die Züge in die DDR ab?“ Sie meine wohl die SBZ, gab ich zu bedenken. RASO

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