eject: JENNI ZYLKA über schokofrauen und rassismus
Hautfarbenalarm!
Die Geschichte muss eigentlich nicht nochmal aufgeribbelt werden: Bobbele geschieden, Bobbele neu verliebt, Auserwählte Sabrina Setlur. So weit, so schnurzpiepe.
Wirklich interessant ist dabei nur, was herauskommt, wenn man die Medienberichterstattung über das Skandal-Dreigestirn Babs-Boris-Sabrina ein bißchen ankratzt. Darunter schlummert latenter, blanker Rassimus. Angefangen mit „der Russin“, der Frau, die angeblich ein Kind von Boris hat. Was sagt ein ZDF-Kameramann dazu: Er habe Boris und die Frau damals in ein Hotel gehen sehen, erzählt der Paparazzi, aber sich nichts dabei gedacht. Sie habe schließlich genauso ausgesehen wie Frau Becker! Zum Verwecheln ähnlich! Neger gleichen sich ja wie ein Ei dem anderen, nicht wahr?
Hoho, soll der Deutsche darüber lachen. Diese Exotinnen sind aber auch zu rassig. „Guck mal, Boris!“, nennt im gleichen, faulen Atemzug die Bild-Zeitung einen kleinen Icon auf ihrer Onlinepage: „Welche ist die schönste Schoko-Frau?“ Der sabbernde Mann darf wählen zwischen Mel B, Toni Braxton, Jennifer Lopez, Naomi Campell, Iman und einigen mehr. (Mo Asumang hat man übrigens kurzerhand zu „Mo Amsung“ gemacht, diese schwierigen Hottentotten-Namen!) Massa Boris bzw. stellvertretend Massa Bild-Leser darf seine Lieblingsexotin ersteigern, äh, anklicken. Die Gewinnerin wird wahrscheinlich nackt bis auf Bananenröckchen und Schuhcreme-Maske in der nächsten Ausgabe gekürt.
Nein, diese Art von Rassismus kann man nicht mal „positiven Rassismus“ nennen. Es gibt überhaupt keinen positiven Rassismus. Es gibt nur eine Art von Fremdenfeindlichkeit: Das vorurteilsbeladene, abschätzende Reduzieren auf die Hautfarbe (in diesem Fall gebündelt mit einer Riesenportion Sexismus, aber nichts anderes sind wir von Bild gewohnt). Schwarze Frau = sexy Exotin = wildes Erlebnis mit weißem Massa. Wir warten gespannt auf die Bild-Zusammenstellung anschmiegsamer Asiatinnen und heißer Polinnen. Die „Girls Camp“-Bewohnerin, die „einfach keine Ausländer“ mag, haut da schön tendenziös in die Kerbe. Scheißland.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen