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ein jahr kosovo-krieg Der Tag: Mittwoch, 14. April 1999

WIEDER EIN „UNFALL“

Diesmal schickt Wesley Clark den Sprecher des US-Verteidigungsministeriums Kenneth Bacon vor. Nicht schon wieder will er eine schlechte Nachricht verkünden müssen.

Also Bacon: Ein Nato-Kampfflugzeug habe einen jugoslawischen Militärkonvoi auf der Straße zwischen Decane und Djakovica angegriffen. Nach Einschlag der ersten Bombe seien „möglicherweise“ Soldaten aus dem ersten und dem letzten Lastwagen gesprungen und hätten die Insassen der in der Mitte fahrenden Lkws beschossen.

Bizarr? Stunden später, nachdem die Aufzeichnungen einer unbemannten Drone ausgewertet sind, kommt die Wahrheit ans Licht. Die vermeintliche Militärkolonne war ein Flüchtlingstransport: Kosovo-Albaner, die von serbischen Soldaten zwangsweise von der Grenze ins Hinterland zurückgebracht wurden. Nicht Serben beschossen die Flüchtlinge – es waren Nato-Bomben, die die Menschen töteten.

raDas Belgrader Fernsehen berichtet von 75 Toten und 26 Verletzten. Propagandistisch zeigt der Sender Aufnahmen von Leichen und zerstörten Traktoren.

„Wir sind ziemlich sicher, dass wir nur Militärfahrzeuge getroffen haben“, hatte Kenneth Bacon abends um halb elf gesagt. Zehn Stunden später räumt Nato-Sprecher Jamie Shea ein, das Bündnis habe den Flüchtlingstreck irrtümlich beschossen. Er „bedauert zutiefst, dass es bei diesem tragischen Unfall Tote gegeben hat“. har

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