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die wahrheitSchuhe in Wundwasserbeige

Deutschland hat die älteste Bevölkerung der Welt. Das hat weitreichende Folgen.

Es ist schon seltsam. Erst hieß es, Spanien werde künftig ältestes Land der Welt sein. Kurz darauf meldeten dann auf einmal die Agenturen, dass Deutschland ältestes Land sein wird. Wie das? Wurden da den Deutschen kurzfristig wieder die 1.000 Jahre zwischen 33 und 45 mit angerechnet, um nicht zu sagen aufgebrummt?

Keineswegs. Tatsächlich ist alles ganz anders. Nicht die deutsche Nation an sich, sondern bloß ihre Bevölkerung wurde zur künftig ältesten der Welt ausgerufen. Über die Hälfte der Deutschen wird im Jahr 2035 über 65 Jahre alt sein. Ursula von der Leyen hat das ausgerechnet. Die Bundesseniorenministerin - auch sie wird 2035 weit über 65 sein, nämlich, so Gott will, 77 - verlangt deshalb von der deutschen Wirtschaft, jetzt aber mal entschieden seniorenhaftere Produkte anzubieten. Bislang, so steckte die plietsche Ministerin der zusehends vergreisenden Öffentlichkeit neulich, stecke der Seniorenmarkt in Deutschland "noch in den Kinderschuhen".

Was allerdings ein Skandal ist. Ein deutscher Seniorenmarkt, der noch in Kinderschuhen herumläuft. Keine Frage. Da muss endlich die deutsche Wirtschaft ran und dem Seniorenmarkt ein paar passendere Treter besorgen. Am besten klobige Oma-Pomps mit Hornhaut- und Hammerzeheinlage, wie sie traditionell nur in ausgewählten Sanitätshäusern in den Farbtönen "Senf", "Wundwasser" und "Leberwurst verdorben" angeboten werden. Oder doch eher orthopädische Herrenledersandalen mit garantierter Antirutschfunktion, eingebauter Pornosocke und Männerschweiß absorbierendem Spreizfußbett? Man darf gespannt sein.

Neben alten Schuhen dürften an typisch altersgerechten Dingen künftig verstärkt nachgefragt werden: der Beipackzettel in Sütterlinschrift, das Kreuzworträtsel für Demente, also ohne Rätsel, oder die besonders in Damenkränzchenkreisen so geschätzten, weil betonfrisurtauglichen Häkelkopfhauben. Die jedoch, so haben Alterstrendforscher ermittelt, nur dann erfolgreich vermarktbar sind, wenn ihre industriellen Anfertigungen noch selbstgehäkelter als selbstgehäkelt aussehen. Andernfalls würden sich die deutschen Seniorinnen ihre Häkelhauben auch noch im Jahr 2035 lieber selbst zusammenwursteln.

Das aber kann nicht Sinn der Chefsache sein, zu der jetzt Ministerin von der Leyen die Zukunft des heimischen Seniorenmarktes gemacht hat. In einer von ihrem Ministerium finanzierten Beratungsstelle soll der seniorenabgreifenden Wirtschaft beigebläut werden, dass die immer weiter steigende Kaufkraft der Alten vorrangig nur mit wirklich seniorenfreundlichen Produkten abzuschöpfen ist. Dringend braucht es zum Beispiel ein Telefon mit Selbstgesprächsfunktion oder das satellitengestützte Navigationssystem zum nächsten freien Klo oder die Einparkhilfe für das Einkaufswägelchen oder die beheizbare Häkelhaube und, und, und

Die leicht zu öffnende Konservendose nicht zu vergessen. Schließlich soll künftig kein deutscher Rentner Hunger schieben müssen, nur weil er mittags das Hundefutter nicht aus der Dose bekommt. Und auch das ist so eine altersgerechte Erfindung ganz im Sinne von der Leyens: die verständlich formulierte Gebrauchsanweisung für Senioren. Damit die sich im Notfall auch mal selbst wieder hochfahren können

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