die wahrheit: Verfolgte Minderheiten
Tage des geheimnsivollen Brauchtums: ab sofort deutlich härtere Kriterien.
Seit vielen Jahren gehört es zu den beliebtesten Bräuchen in diesem Land, Minderheiten aller Art zu verfolgen und zu drangsalieren. Besonders lustig wird es, wenn mehrere Kriterien zusammenkommen. So galt stets der schwule arbeitslose Ausländer als Prototyp der zu verfolgenden Minderheit - wenngleich viele Ausländer inzwischen von grünsozialdemokratrischen Statistikern zu Menschen mit "Migrationshintergrund" verniedlicht wurden. Nun wurde ein schwuler arbeitsloser Ausländer dabei ertappt, wie er am Bahnhofskiosk eine Schachtel Freiheit und Abenteuer erwarb. Eine Minderheit, die auch noch Zigaretten raucht? In der Öffentlichkeit? Großartig - und noch besser, wenn es sich dabei um eine Frau handelt. Schlagt sie, wo ihr sie trefft. Und es kommt noch schöner: Kürzlich wurde eine Minderheit dabei ertappt, wie sie in einem Restaurant beim Essen laut schmatzte. Das geht in diesem Land natürlich überhaupt nicht, deshalb ist genau das das Zielobjekt der Zukunft: Schwule arbeitslose rauchende Schmatzer weiblichen Geschlechts mit Migrationshintergrund.
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