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die wahrheitG-Punkt-Tuning

"Waaas …?", quäkt Gisela entsetzt. "Oberschenkelhalsbruch? Sie ist doch gerade mal 40!" Ohne die Jacke auszuziehen, setzt sie sich an den Esstisch und ...

...greift zum Grappa. "Stimmt, Osteoporose ist es nicht", grinst Matilde unangebrachter Weise. Ich strafe sie mit einem schnellen Seitenblick und stelle klar: "Es war ein Unfall. Irgendwie jedenfalls. Mit dem Fahrrad. Kopfsteinpflaster. Regen."

Ich hoffe, dass das als Erklärung reicht. Tut es aber nicht. "Bei Regen? Mit dem Fahrrad? Sylvia?" Giselas Stimme schraubt sich vor jedem Fragezeichen ein Stück weiter in die Höhe. "Die hat doch seit Jahren nicht auf dem Fahrrad gesessen." Sie schiebt mir ihr leeres Glas entgegen. "Eben! Das war ja das Problem", seufze ich. "Aber nicht das einzige", setzt Matilde mit süffisantem Lächeln nach.

"Im Grunde ist es so etwas wie eine Schönheitsoperation", hatte Sylvia Matilde und mir vor dem Eingriff erklärt. "Schließlich läuft es unter Korrektur der inneren Genitalregion." Ihr Blick war unschuldig. Zuckersüß. "Ambulant. Kurze Betäubung. Ein Pieks, eine kleine Injektion und danach kann ich gleich wieder nach Hause." Wir hatten Zweifel. "Der Arzt ist seriös", versicherte Sylvia. "G-Shot. Steigerung der sexuellen Erregbarkeit durch G-Punkt-Intensivierung." Sie wiegte den Kopf. "Das klingt doch nicht schlimmer als gesundes Zahnfleisch durch Kariesprophylaxe." Ihre Augen kullerten wie große blaue Murmeln. "Nur dass mir bei der Zahnreinigung niemand eine Spritze in die Möse jagt", brachte Matilde die Sachlage auf den Punkt, angewidert und all die jahrelangen Diskussionen über feministisch kompatible Vaginal-Benennungen über Bord werfend.

"Sylvia sagte, dass G-Shot der neueste Schrei in Amerika sein soll." Ich spucke den Olivenkern in den Aschenbecher. "Mit einer Injektion polstert der Arzt den G-Punkt-Bereich auf und das heißt dann …" - "Ach, den gibts wirklich?", unterbricht mich Gisela. "Wen? Den Arzt?", frage ich verblüfft. "Nee, den G-Punkt." Gisela meint es ernst, und Matilde bekommt einen Lachanfall. Ich ignoriere beide. "Das heißt also", fahre ich unbeirrt fort, "größere erregbare Fläche, größere Sensibilität und - flutsch - größerer Erfolg." Wieso bleiben solche Erklärungen eigentlich immer an mir hängen? "Flutsch, haha!", grölt Matilde, funktioniert ihr Besteck zum Lenker um und imitiert lautstark eine Fahrradklingel. Sie hat drei Grappa Vorsprung. Mindestens.

"Ja, genau - was hat eigentlich das mit dem, hmmmm …" Gisela wedelt in Richtung ihres Stuhlkissens, "… mit dem Unfall zu tun?" Ich druckse. "Also: Sylvia hatte vor ihrer Behandlung in einer Zeitschrift gelesen, dass eine Frau direkt nach dem Eingriff auf einer Landstraße mit Schlaglöchern spontan einen Orgasmus hatte. Und da Sylvia kein Auto hat …" Nein, ich werde nicht ins Detail gehen. "Ah, verstehe", nickt Gisela nach einer Weile, "und wie geht es ihr jetzt?" Ich zögere. "Sie ist sehr am Stöhnen", antworte ich schließlich wahrheitsgemäß. "O, die Schmerzen in der Hüfte", seufzt Gisela mitleidig. "Schmerzen?" Matilde quietscht auf. "Klar! Besonders dann, wenn sie sich mal wieder im Rollstuhl durch den Krankenhausgarten fahren lässt. Vom Zivi. Blond. Einsneunzig. Und immer übers Kopfsteinpflaster."

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