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die wahrheitDer homosexuelle Mann

… hatte immer seine Bündnispartner, "aufrechte Menschen außerhalb unserer Reihen", wie vor mehr als 50 Jahren das Schweizer Schwulenblatt Der Kreis formulierte ...

... Heterosexuelle, die sich mit ihrem guten Namen engagierten, um die öffentliche und politische Stimmung zum Wohle der homosexuellen Minderheit zu beeinflussen. Das war notwendig in früheren Zeiten, als ein Schwuler Kopf und Kragen riskierte, falls er mit Namen und Gesicht an die Öffentlichkeit trat. Bereits 1897 wird eine Petition der ersten deutschen Homosexuellenorganisation, des WHK, zur Liberalisierung des Paragrafen 175 von vielen Prominenten unterstützt. Insgesamt unterschreiben bis 1930 mehr als 6.000 Personen, darunter Rainer Maria Rilke, Karl Kautsky, August Bebel, Gerhart Hauptmann und Max Liebermann.

Die Nazis machten Schluss mit derlei Kumpanei. Erst im Sommer 1968 wendete sich der schwule Publizist und Völkerkundler Rolf Italiaander an prominente Intellektuelle, sie mögen ihn bei seinem Bemühen unterstützen, bundesdeutsche Politiker zu einer Zustimmung zur Reform des Paragrafen 175 zu bewegen. Die Reaktionen fallen höchst unterschiedlich aus, in Italiaanders Sinne antworten Wolfgang Abendroth und Theodor W. Adorno, Boleslaw Barlog und Margret A. Boveri, Max Brod und Axel Eggebrecht, Werner Hinz und Werner Höfer, Helmut Käutner und Marie Luise Kaschnitz, Ulrike Meinhof und Henri Nannen, Luise Rinser, Karlheinz Stockhausen und viele andere.

Genau zehn Jahre später sind es 29 europäische Prominente, die sich in einer ganzseitigen Anzeige im US-Nachrichtenmagazin Time zu Wort melden, um gegen die Verletzung der Menschenrechte in den USA zu protestieren. Dabei geht es ihnen um die Praxis vieler US-Staaten, "… Homosexuellen Wohnungen, Anstellungen und Zugang zu öffentlichen Einrichtungen zu versagen". Zu den Unterzeichnern gehören Dorothee Sölle und Günter Grass aus der Bundesrepublik, Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir aus Frankreich, der spanische Sozialistenführer Felipe González und der britische Schauspieler John Gielgud. Die Aktion ist für Springers Welt Grund genug, Grass als "grotesken Humoristen" und seine Mitstreiter als "Blechtrommler" zu verspotten.

Seitdem herrscht Ruhe an der Front der Bündnispartner, spektakuläre Aufrufe wurden nicht mehr bekannt - mal abgesehen vom Einsatz Einzelner für die Homo-Ehe. Die Menschenrechte für homosexuelle Frauen und Männer in Afrika, in Osteuropa, in den arabischen Staaten - für Prominente kein Grund, in die Bütt zu steigen. Man mag diesen Umstand positiv sehen: Sie trauen ihren lesbischen und schwulen Freunden zu, ihre Sache selbst in die Hand zu nehmen. Oder aber sie sind hereingefallen auf die Propaganda, dass sich seit Einführung des Ehe-Surrogats die politische und soziale Lage für Homosexuelle entscheidend geändert habe. Oder es geht ihnen schlicht am heterosexuellen Arsch vorbei, ob Lesben und Schwule diskriminiert, verfolgt und getötet werden.

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1 Kommentar

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  • OA
    o aus w

    "Erst 1969" - nein, schon 1962/’63 gab es zwei Initiativen von Kurt Hiller und Christian Adolf Isermeyer, die an den Bundestag die Abschaffung des Paragraphen 175 petierten.

    Und der Einsatz vieler, auch Prominenter, gegen HIV und Aids stand oft im Zeichen der Überwindung von Vorurteilen gegenüber Schwulen. Schließlich ist zu den - leider im Wortsinne - umkämpften Christopher-Street-Day-Paraden in Osteuropa nicht allein Volker Beck gefahren. Aber zugegeben, gerade angesichts dessen was am Samstag wieder in Moskau droht, würde man sich mehr öffentlichen Zuspruch und demonstrative Solidarität wünschen!