die wahrheit: Fieser als der Rest
Deutschlandstudie: Der Wohlfahrtsverband legt den ersten deutschen Fiesheitsatlas vor. Magdeburg mit Spitzenstellung.
Unmittelbar nach dem vielbeachteten Armutsbericht hat der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband (DPWV) jetzt auch einen Fiesheitsbericht präsentiert. Daraus wird zum ersten Mal in der deutschen Geschichte ersichtlich, wie fies die Regionen des Landes und ihre Einwohner sind. Der Fiesheitsatlas zeigt in wünschenswerter Deutlichkeit, wie sich das Fiesheitsrisiko räumlich verteilt.
Das fieseste Bundesland ist Sachsen-Anhalt, und zwar in jeder Hinsicht: Landschaftlich, infrastrukturell, architektonisch und auch rein menschlich ist dort flächendeckend alles noch ein bisschen fieser als im Rest der Republik, wobei die Landeshauptstadt Magdeburg nach den Erhebungen des DPWV eine herausragende Rolle bekleidet: Mindestens jeder dritte Einwohner Magdeburgs hat einen fiesen Charakter. Zum Vergleich: Im ebenfalls überdurchschnittlich fiesen Kaiserslautern kommen auf zwanzig von hundert fiesen Kerlen immerhin achtzig, deren Fiesheit sich allein auf ihr Aussehen beschränkt sowie auf die Angewohnheit, in kurzen Hosen einkaufen zu gehen und in Nachtbussen laut zu rülpsen, während die Mehrheit der Magdeburger Fieslinge nicht einmal die öffentliche Zurschaustellung ihrer verwachsenen Fußnägel scheut.
Bei der genaueren Auswertung der Fiesheitsdaten ergibt sich jedoch ein überraschend einheitlich wirkendes Gesamtbild. Pasewalk zum Beispiel schneidet ebenso schlecht ab wie Plauen oder Zella-Mehlis, aber auch im Westen gibt es viele fiese Ecken, von Norderney über Löhne und Osnabrück bis hinunter nach Fritzlar, Schweinfurt, Crailsheim und Lörrach. Selbst die außerordentlich stark ausgeprägte Fiesheit der Bewohner des Rhein-Main-Gebiets unterscheidet sich bloß durch bestimmte Spitzenwerte von der sprichwörtlich fiesen Art der Aachener Ureinwohnerschaft, und die fieseste Westregion rund um Mainz und Ludwigshafen weist eine nur unwesentlich niedrigere Fiesheitsquote als die Magdeburger Börde auf. Nimmt man die bundesweite Durchschnittsfiesheit als Richtgröße, sticht Ostwestfalen allerdings klar aus der Masse heraus. Der Fiesheitsatlas könnte also auch zur Reiseplanung dienen und seine Nutzer dazu veranlassen, vor allem Paderborn und Bielefeld möglichst weiträumig zu umfahren.
Die Kriterien, nach denen die einzelnen Regionen bewertet worden sind, genügen den höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen. "Wir haben insgesamt dreißig Millionen freiwilligen Testpersonen ein Wahrheitsserum injiziert und sie im Anschluss daran eingehend befragt", sagt der Sprecher des Paritätischen Bundesverbands, Erwin Krüger. "Als ausgesprochen fies gilt zum Beispiel jemand, der dann einräumt, dass er notfalls seinen Goldhamster zu Hause verdursten ließe, wenn sich irgendwie spontan die Möglichkeit ergäbe, als blinder Passagier in Helmut Markworts Kofferraum von Wiesbaden nach Erfurt zu reisen."
Aussagekräftig sind auch die Daten, die der DPWV über die verschiedenen Körpergerüche gesammelt hat. "Da schießt eindeutig Salzgitter den Vogel ab", erklärt Krüger. "Doch das Umland folgt auf dem Fuße …" Mittlerweile drohe die Verfiesung ganzer Landstriche. Gezielte Stichproben deuteten darauf hin, dass das wahre Ausmaß der Fiesheit zumal der sächsisch-anhaltinischen und der pfälzischen Population mit den gängigen statistischen Methoden überhaupt nicht erfassbar sei: "Die Durchtriebenheit dieser Leute ist weit jenseits von Gut und Böse. Wir benötigen weitere Großstudien über die Lebenslage, den Blutwurstkonsum und die musikalischen Vorlieben fiesheitsgefährdeter Menschen in solchen Problemzonen."
Die zentrale Aufgabe einer zielgerichteten überregionalen Fiesheitsbekämpfung bestehe in der aktiven Förderung des Gedankens ans Auswandern. "Es hat noch keinem geschadet, von Magdeburg nach Malibu umzuziehen", sagt Erwin Krüger, und da hat er wahrscheinlich recht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland